Den Schrecken im Nacken?

18.05.2021

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Lockere Geldpolitik beflügelt anziehende Preise

Tatsächlich erscheint die von den Notenbanken betriebene, sehr expansive Geldpolitik als ein möglicher Türöffner für höhere Inflationsraten. Sehr augenscheinlich wird dies am Verhalten der US-Notenbank Fed. Sie hat im Zuge der Corona-Pandemie den Leitzins in Windeseile auf bis zu 0 bis 0,25 % gesenkt und Wertpapiere in zuvor nicht gekanntem Ausmaß gekauft. So kletterte die Bilanzsumme der Fed auf mehr als 7 Bio. Dollar. Erste Anzeichen in geringer Kaufkraft sahen wir Ende 2020. Da stiegen die Verbraucherpreise in den USA um 1,5 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Lage in Europa ist indes nicht vergleichbar mit der in den Vereinigten Staaten. Ein Überhitzen der Wirtschaft, wovor Kritiker insbesondere jenseits des Atlantiks warnen, dürfte in Europa in ansehbarer Zeit keine Gefahr sein. Hier werden zwar auch massive Gelder in die Wirtschaft gepumpt, dennoch sollten wir uns vor Augen führen, dass die EZB eine Inflationsrate von 2 % als ideal für die Wirtschaft empfindet. Davon sind wir noch etwas entfernt.

Drohen Verwerfungen am Anleihen- und Aktienmarkt?

Sei es wie es ist, die brennende Frage nach den Konsequenzen steigender Teuerungsraten stellt sich. Wie schlagen sich vor diesem Umfeld die Rentenmärkte, wie die Aktienmärkte? Insbesondere die Situation an den Anleihenmärkten könnte hier für den einen oder anderen Investor heikel werden. „Die Anleiherenditen dürften weiter ansteigen und die Aufholjagd der zyklischen Aktien dürfte sich fortsetzen. In diesem Kontext dürften festverzinsliche Wertpapiere am meisten leiden, insbesondere auf der Seite der Staatsanleihen. Dies gilt vor allem für US-Treasuries“, wirft Natixis-Expertin Dwek ein. Auch Immobilien machen Sinn, vorausgesetzt die Kreditzinsen steigen nicht zu stark. StarCapital-Vorstand Dr. Schlumberger konstatiert, dass sich an den Anleihemärkten bei einem stärkeren Inflationsanstieg nur „Inflation Linker“ anbieten würden. „Am sinnvollsten sind aber Anlagen in Sachwerten: Primär Value-Aktien aus dem Metall- und Energiesektor. Auch Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und Palladium bieten sich an, vor allem wenn die Zentralbanken nicht die Zinsen erhöhen“, ergänzt Dr. Manfred Schlumberger.

Fakt ist, dass die Zeichen von der Inflationsfront Investoren quasi auffordern, nach Möglichkeiten zu suchen, wie sie Inflationsrisiken absichern könnten. Der Markt für Inflationsanleihen, der bereits durch die Geldpolitik und einer zusätzlich unterstützenden Fiskalpolitik flankiert wurde, erfährt weiteren Rückenwind. Aktuelle Daten untermauern diese Annahmen. Auf der Aktienseite könnte sich die Sektorrotation hin zu Value-Werten weiter verfestigen. (ah)