Das Janusgesicht in Corona-Zeiten

19.04.2021

Wolfgang Juds, Geschäftsführer CREDO Vermögensmanagement GmbH / Foto: © CREDO Vermögensmanagement GmbH

„Das Gleiche lässt uns in Ruhe, aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht.“ – Johann Wolfgang von Goethe

Janus ist ein römischer Gott mit zwei Gesichtern, von dem sich das deutsche Wort ‚janusköpfig‘ ableitet. Es bedeutet so viel wie zwiespältig oder ambivalent. Janus symbolisiert die Dualität unseres Seins wie etwa Leben und Tod, Licht und Finsternis, Anfang und Ende, Zukunft und Vergangenheit, usw. Janus war für die Römer für all ihre Unternehmungen und Feldzüge sehr bedeutsam, denn diese erforderten klare und eindeutige Entscheidungen. Bereits damals war es schwierig, weil die Zukunft genauso unsicher und widersprüchlich war wie heute.

Die Konjunktur in der Pandemie – zwei Seiten einer Medaille

Selten zuvor steht das wirtschaftliche Geschehen so im Zwiespalt wie jetzt. Auf der einen Seite brummt die Exportgüterindustrie, die sich vor Aufträgen kaum retten kann. Auf der anderen Seite welkt die Dienstleistungsindustrie vor sich hin. Diese zweigeteilte wirtschaftliche Prosperität steht ganz im Zeichen des zweiten und des beginnenden dritten Lockdowns. Als Konjunkturlokomotive für die westlichen Industriestaaten erweist sich einmal mehr China. Die Überwindung der Pandemie kommt in dieser Volkswirtschaft schneller voran als in vielen anderen Staaten.

Auch in den USA wurde ein „Impfturbo“ gezündet mit der Folge, dass über ganz unkonventionelle Methoden bereits weite Teile der Bevölkerung geimpft wurden. Damit kehrt dort in absehbarer Zeit wieder eine gewisse Normalität im öffentlichen Leben ein. Ausgehend von China wurde in Deutschland, und insbesondere auch in den USA, ein riesiger Nachfrageschub ausgelöst, der vorhandene Erwartungen bei Weitem übertroffen hat und außerhalb der Vorstellungen vieler Beobachter lag.

Rekordverdächtig sind die Exportaufträge für die deutsche Industrie. Diese Entwicklung führt dazu, dass sich die Lieferzeiten für Vorleistungsgüter verlängern. Die Blockade des Suezkanals führt uns deutlich vor Augen, wie fragil die Lieferketten in unserer globalisierten Wirtschaft sein können. In einer Studie von Lloyds gehen die Fachleute von einem Schaden in Höhe von 400 Mio. US-Dollar pro Stunde aus. Des Weiteren ist zu konstatieren, dass ein Mangel an verfügbaren Containern die Frachtraten verdreifachte. Hinzu kam auch, dass in der Automobilindustrie elektronische Bauteile nicht termingerecht geliefert werden konnten und dies zu Stilllegungen von Förderbändern führte.

In den USA gehen viele Volkswirte inzwischen davon aus, dass die Wirtschaft im laufenden Kalenderjahr um über sechs Prozent wachsen könnte und die Konjunktur damit überhitzt. In China geht es mit mehr als acht Prozent nach oben während in Europa sich das Wirtschaftswachstum auf ca. 3,5 Prozent beschränken dürfte. Die Ursachen für das schwache Wachstum in Europa sind bekannt und lassen sich in dem Wort „Chaos“ auf den Punkt bringen.

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