Das Coronavirus ist unschuldig
09.03.2020
Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln / Foto: © Portfolio Concept
Computergesteuerte Systeme handeln in Nanosekunden
Risk Parity Strategien haben ihren Ursprung aus dem angloamerikanischen Raum. Obwohl das Konzept seit 50 Jahren existiert, wurde es erst durch den bekannten Hedgefonds Anbieter Bridgewater 1996 mit seinem All-Weather-Fonds etabliert und zunehmend populärer. Vor allem einige der Robo-Adviser in Deutschland nutzen solche Strategien. Vor allem weil die computergesteuerten Handelsprogramme mittlerweile den Handel dominieren. Diese Systeme machen ihre Arbeit. Schneller als jeder Mensch handeln könnte, emotionslos, ohne krank zu werden und das 24 Stunden am Tag. Dabei fand im Markt in den letzten Jahren ein regelrechter Aufrüstungswettbewerb statt. Mittlerweile reagieren diese Systeme in Nanosekunden.
Künstliche Intelligenz dominiert den Handel immer stärker
Viele Systeme operieren schon auf Basis der „AI“, der „Artificial Intelligence“ (künstlichen Intelligenz). Sie können selbstständig lernen und handeln noch schneller. Mitunter wissen die Bediener dieser Systeme nicht mehr, worauf sie eigentlich reagieren. Mittlerweile mehren sich auch kritische Stimmen. Es gibt erste Bestrebungen den computergesteuerten Hochfrequenzhandel stärker zu beschränken oder sogar ganz zu verbieten. Denn der Privatanleger kann im Wettbewerb gegen solche Systeme nur verlieren. Umso wichtiger ist es, dass man als Anleger in solchen extremen Marktphasen die Füße stillhält. Oder die aktuelle Schwächephase zum Einstieg nutzen. Denn die Systeme können ihre Wirkung auch in die andere Richtung entfalten. Deutet sich ein Rebound an, können Kursgewinne auch stärker ausfallen, als es eigentlich angemessen wäre.
Die Notenbanken werden aktiv
Eine erste Erholung zeichnete sich schon zum Start der neuen Woche ab. Denn die Notenbanken wurden langsam aktiv. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Willen bekundet, die europäische Volkswirtschaft angesichts der Bedrohung durch das neue Coronavirus zu stützen. Die US-Notenbank hat wegen des Coronavirus überraschend heute den Leitzins gesenkt. Er liege nun in der Spanne von 1,0 bis 1,25 Prozent, wie die Fed mitteilte. Das ist ein halber Prozentpunkt weniger als zuletzt. Für die Finanzmärkte ist dabei vor allem die psychologische Wirkung wichtig. Die Notenbanken würden signalisieren, dass sie die Märkte für die Dauer der Krise stützen wollen.
Statt Crash kommt die Hausse
Optimisten argumentieren sowieso, dass die Epidemie bereits in wenigen Wochen abgeklungen sein wird. In der Folge könnte ab Sommer, wenn Grippewellen typischerweise abflauen, eine überraschend positive Entwicklung einsetzen. Zurückgestaute Geschäfte würden dann nachgeholt. Statt Krise und Crash käme es zu Aufschwung und Hausse. Die nächsten Wochen, soviel ist bei aller Unsicherheit derzeit sicher, bleiben spannend und an den Börsen volatil. Anleger sollten entspannt sein. Den Einfluss des Virus auf das globale Wirtschaftswachstum lässt sich derzeit noch nicht seriös abschätzen. Es ist aber derzeit davon auszugehen, dass noch viel Übertreibung in den Kursen steckt. Wer freie liquide Mittel und einen ausreichend langen Anlagehorizont hat, sollte die Rücksetzer jetzt nutzen und nachkaufen. Wer weiß, ob sich in diesem Jahr noch viele Gelegenheiten dazu bieten. Eine Regel gilt allerdings für alle. Immer gut die Hände waschen und in die Armbeuge niesen.
Kolumne von Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln
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