BVI plädiert für Regulierungswende
11.02.2020
Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer BVI / Foto: © BVI
Dazu Richter: „Die Abstufungen sollten Fonds ausreichend Spielraum lassen, um im Einklang mit der Taxonomie in Unternehmen zu investieren, die an der Steigerung ihrer Nachhaltigkeit arbeiten.“ Positiv ist aus Sicht des BVI auch die Berichtspflicht für Unternehmen aus der EU. Sie müssen künftig den Anteil nachhaltiger Aktivitäten an Umsatz und Investitionen veröffentlichen. „Das ist ein erster Schritt dahin, dass Asset Manager ihre Transparenzpflichten gegenüber den Anlegern erfüllen können“, sagt Richter. Allerdings müssten die Datenlücken für Nicht-EU-Unternehmen noch geschlossen werden; von den weltweit 50.000 börsennotierten Unternehmen haben nur 6.800 ihren Hauptsitz in der EU.
Die Kapitalmarktunion ist 2014 als Leuchtturmprojekt der Kommission gestartet, kommt aber nicht vom Fleck. „Wir unterstützen die Kapitalmarktunion, denn es ist die Aufgabe von Asset Managern, Angebot und Nachfrage von Kapital grenzüberschreitend zusammenzubringen“, erklärt Richter. Allerdings verhindert die EU den Erfolg der Initiative seit Jahren selbst, vor allem durch falsch verstandenen Verbraucherschutz. Beispiele dafür sind der europäische Infrastrukturfonds ELTIF und das paneuropäische Pensionsprodukt PEPP. Beides sind sinnvolle, aber überregulierte Konzepte. Fondsgesellschaft und Berater müssen darauf achten, dass Privatanleger nicht mehr als 10 Prozent ihres Anlagevermögens in ELTIF investieren. Das ist im Vertrieb nicht praktikabel. Beim PEPP hemmt ein Kostendeckel von 1 Prozent den Markterfolg; eine breite Angebotspalette inklusive verschiedener Anlagestile ist dadurch nicht möglich.
Die größten Hürden für eine erfolgreiche Kapitalmarktunion sind aber MiFID II und PRIIPs. Die verpflichtenden Warnhinweise und Beratungsauflagen vermitteln den Anlegern den Eindruck, Wertpapiere seien toxisch. Für das Ziel, grenzüberschreitend mehr privates Kapital zu mobilisieren, ist das kontraproduktiv. Laut einer Studie der Ruhr-Universität Bochum fühlen sich die Verbraucher durch die Regeln verunsichert statt geschützt. Inzwischen setzt sich die Bundesregierung nachdrücklich für die vom BVI geforderten Verbesserungen bei MiFID II und PRIIPs ein. Auch die neue Expertengruppe zur Weiterentwicklung der Kapitalmarktunion schlägt vor, die abschreckende Wirkung der Vorgaben zu untersuchen. (ah)