BVI plädiert für Regulierungswende

11.02.2020

Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer BVI / Foto: © BVI

Die Fondswirtschaft ist mit rund 1.500 Milliarden Euro verwaltetem Altersvorsorgevermögen in Spezialfonds, Publikumsfonds und Mandaten das Rückgrat der deutschen Altersvorsorge. Die Bürger sparen über Versicherungen, Versorgungswerke und Arbeitgeber für die Rente, verwaltet werden diese Gelder dabei überwiegend in Fonds. Dazu Richter: „Wer die private Wohlstandssicherung und die Altersvorsorge in Deutschland stärken möchte, sollte Kleinsparer entlasten und nicht mit zusätzlichen Steuern gängeln.“ Er plädiert deshalb dafür, die Idee der Finanztransaktionssteuer endgültig zu begraben. Sie sei von Anfang an falsch gewesen. Inzwischen habe sie selbst unter früheren Befürwortern keine Unterstützung mehr, weil der jüngste Vorschlag des Bundesfinanzministers von den ursprünglichen Zielen der Steuer entkoppelt sei. Um die Sparer zu entlasten, fordert der BVI darüber hinaus, den Soli auf Kapitaleinkünfte abzuschaffen.

Daneben setzt sich der BVI für eine vereinfachte Riester-Rente mit deutlich weniger Bürokratie ein und hat dazu gemeinsam mit den Verbänden der Versicherer und Bausparkassen einen Fünf-Punkte-Plan vorgelegt. Das Konzept empfiehlt einfache Standardprodukte ohne komplizierte Wahlmöglichkeiten. „Die Vorschläge der Finanzverbände liegen der Bundesregierung vor. Für eine Reform der geförderten Altersvorsorge ist in dieser Legislaturperiode nicht mehr viel Zeit“, mahnt Richter. Positiv bewertet der BVI in diesem Zusammenhang den rentenpolitischen Beschluss des CDU-Bundesparteitags vom vergangenen November. Dieser erteilt einem Staatsfonds in der privaten Altersvorsorge eine Absage und ebnet den Weg für ein modernes Standardprodukt.

Nachhaltige Anlagen sind für die Fondswirtschaft ein Wachstumsmarkt. Laut der Herbstumfrage 2019 des BVI halten 60 Prozent der befragten Asset Manager Nachhaltigkeit für einen großen Wachstumstreiber der Branche, noch vor niedrigen Zinsen (58 Prozent) und alternativen Produkten (51 Prozent). Der Anteil nachhaltiger Fonds am Netto-Mittelaufkommen der offenen Publikumsfonds ist in den vergangenen drei Jahren um mehr als 700 Prozent gestiegen, von einem 5-Prozent-Anteil im Jahr 2017 auf 40 Prozent im vergangenen Jahr. Der BVI begrüßt, dass die Asset Manager selbst entscheiden können, ob sie die neue EU-Klassifizierung für nachhaltige Aktivitäten (Taxonomie) auf die Anlagestrategie ihrer nachhaltigen Fonds anwenden wollen. Wer sich dagegen entscheidet, muss dies lediglich in den Fondsunterlagen offenlegen. Außerdem gelten nicht nur „grüne“ Aktivitäten von Unternehmen als nachhaltig im Sinne der Taxonomie, sondern auch Übergangs- und Hilfsaktivitäten.

Wie der BVI zum Thema Nachhaltigkeit steht, lesen Sie auf Seite 3