„Beschlüsse sind Enttäuschung“
17.04.2020
Georg Seil, Geschäftsführer Georg Seil Consulting / Foto: © Fotostudio Kutscha
Die Immobilienmärkte haben bisher mit großer Gelassenheit und Ruhe reagiert. Immobilienanbieter berichten von nahezu unverändertem Interesse von Käufern. Eine stärkere Erhöhung des Angebots durch mehr verkaufswillige Immobilienbesitzer ist ebenso bisher nicht zu verzeichnen. Einen gewissen Einfluss auf die Neubaubeginne wird vereinzelt berichtet. Wer einen Bauantrag fertig gestellt hat und diesen einreichen will, zögert momentan insbesondere dann, wenn die Finanzierung noch nicht steht. Es wird auch berichtet, dass Kreditinstitute sich wappnen, um schon im Bau befindliche Immobilien evtl. zu übernehmen und fertig stellen zu lassen, um diese dann zunächst in den Eigenbestand zu übernehmen. Das bedeutet, dass von dieser Seite kein größeres Angebot auf den Markt kommen wird. Vereinzelt wird auch berichtet, dass Kreditinstitute ihre Immobilienfinanzierung erst einmal auf „Hold“ gesetzt haben, und Kreditanträge nicht bearbeiten oder derzeit nicht annehmen. Ebenso kann beobachtet werden, dass höhere Eigenkapitalforderungen erhoben werden und dass sich die Normtilgungsrate erhöht. Es wird auch versucht, die Marge in diesem Umfeld zu erhöhen. Hierbei ist der Trend entstanden, 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte mehr Zinsen als in der tiefsten Phase zu verlangen, obwohl sich das Zinsniveau kaum verändert hat. Diese Entwicklung wird anhalten und führt unweigerlich zu schwierigeren Kreditverhandlungen als in der Vergangenheit.
All dies spricht dennoch nicht für einen größeren Preisdruck am Markt für Wohnimmobilien. Die jetzige Phase hat aber eine durchaus auch positive, reinigende Wirkung insbesondere für „schwache“ Investoren. Gute Wohnimmobilien zu fairen Preisen werden nach wie vor gesucht. Insbesondere auch im Hinblick auf die oben erwähnten längerfristigen Probleme wird die Immobilie eher eine zunehmende Bedeutung in der Kapitalanlage gewinnen. Denn Sachwert bleibt Sachwert! Wenn der Sachwert Aktie in der jetzigen Krise seine Nachteile wieder einmal überdeutlich gezeigt hat, wird seine relative Bedeutung eher nicht steigen, obwohl natürlich auch Aktien in eine Langfriststrategie eingebaut werden müssen.
Gastbeitrag von Georg Seil, Geschäftsführer Georg Seil Consulting