„Beschlüsse sind Enttäuschung“

17.04.2020

Georg Seil, Geschäftsführer Georg Seil Consulting / Foto: © Fotostudio Kutscha

Die Bondsmärkte, künstlich von der EZB dominiert, traten eher auf der Stelle und angesichts der extremen wirtschaftlichen Probleme sowie der weltweiten Rezession ist an der Zinsfront weiterhin nicht viel zu erwarten. Insbesondere kurzfristig werden die Zinsen noch niedrig bleiben, aber am Horizont sollte man die düsteren Wolken nicht außer Acht lassen, die die Frage in sich tragen, wer die billionenschweren Hilfspakete einmal bezahlen soll und wie dies vonstatten gehen könnte. Wer sich vergegenwärtigt, dass alleine die Hilfspakete in Deutschland den Umfang von vier normalen Jahres-Budgets haben, muss sich die ernsthafte Frage nach den längerfristigen Folgen stellen. Eine derzeit rollende Pleitewelle bisher unbekannten Ausmaßes in der Wirtschaft weltweit wird die Krise von 2008/2009, die eine reine Finanzkrise war, in den Schatten stellen. Ein Schuldenschnitt, ein Währungsschnitt (sofern möglich) oder eine Inflationierung könnte eine Lösung darstellen. Was aber würde dies für Kapitalanlagen bedeuten?

Eine Inflationierung würde stark steigende Zinsen bedeuten. Damit wäre die in den letzten Jahren zu magersten, oder sogar zu negativen Zinsen begebenen Anleihen einer starken Abwertung ausgesetzt. Schuldner mit schlechterer Bonität würden sowohl was die Rückzahlung der Anleihen oder auch für die Aufnahme neuer Schulden ausfallen, Gläubiger in die Röhre gucken. Nicht zuletzt aus diesem Grund gilt es mehr denn je, die Bonität von Bonds bei möglichen Anleihekäufen zu prüfen und keine Kompromisse aus Renditegründen einzugehen.

Gold konnte in dem Szenario, wie von mir erwartet, seinen Höhenflug fortsetzen und in Euro gerechnet ein neues All-time-high markieren. Da ich leider mit weiteren negativen weltwirtschaftlichen Entwicklungen für den Rest des Jahres rechne, wird Gold die Hausse fortsetzen. Allerdings sollte der mittlerweile über 30 %-ige Preisanstieg auch zur Vorsicht mahnen.

Spannend war die jüngste Entwicklung des Rohölpreises. Noch vor einigen Monaten wurden 50 USD für einen Barrel Brent Oil bezahlt, nicht zuletzt durch den Preiskrieg zwischen Russland und Saudi-Arabien halbierte sich dieser in wenigen Monaten. Bei der OPEC-Konferenz am 9.4.2020 einigte man sich auf eine deutliche Förderkürzung, dennoch beruhigte sich der Preisverfall nur kurz. Öl ist der Rohstoff, der weltweit, trotz aller Klimadiskussionen, große Bedeutung hat, wird dieser sowohl in der Energie- und Treibstoffgewinnung als auch in der Grundstoffindustrie dringend und derzeit noch unersetzlich gebraucht. Ein niedriger Ölpreis hat also sowohl positiven Einfluss auf die Inflationsrate, aber auch auf die Baustoffproduktion sowie die Chemieindustrie. Dies wiederum kann zu Kostenvorteilen in der Bauindustrie führen.

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