Bankensektor im Angesicht von Corona
31.03.2020
Justin Bisseker, Analyst für europäische Banken bei Schroders / Foto: © Schroders
Das verschlechterte Umfeld wird die Ertragsquellen der Banken in unterschiedlichem Maße beeinflussen. Die Gebühren- und Handelserträge – also die Einnahmen aus den Bankgeschäften und anderen Dienstleistungen sowie aus dem Handel mit Finanzinstrumenten – dürften stärker unter Druck geraten als die Nettozinserträge, die sich aus der Spanne zwischen Zinserträgen und den Kosten für Einlagen und andere Finanzierungen ergeben. Sobald wir eine Erholung sehen, werden sich auch diese Werte – die Gebühreneinnahmen auf jeden Fall – schnell wieder verbessern. Auch die Nettozinserträge werden in der nächsten Zeit widerstandsfähiger, da sie sich in der Regel rentenähnlich verhalten. Längerfristig werden die niedrigeren Zinssätze die Margen jedoch weiterhin untergraben. Anders sieht es aus, falls es zu einem lange andauernden Abschwung kommt – ein Szenario, von dem viele Marktteilnehmer ausgehen, wenn wir die derzeitigen Bewertungsniveaus betrachten. Dann würden viele Banken in die Verlustzone geraten.
Aktienkurse und Dividenden
Bei Investitionen in den Sektor ist die Aktienauswahl jetzt besonders wichtig. Zwar sind die Risiken eindeutig erhöht; wir rechnen jedoch kaum damit, dass den Aktionären eine sektorweite Rettungsaktion aufgezwungen wird. Andererseits sind nicht alle Banken für die Krise gerüstet und die Empfindlichkeit der Erträge und des Kapitals gegenüber höheren Kreditausfallkosten ist sehr unterschiedlich. So sind die nordischen Banken widerstandsfähiger, da sie Buchkredite besser anpassen können. Die Banken der Eurozone und Großbritanniens könnten sich dagegen als anfälliger herausstellen.
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