Bankensektor im Angesicht von Corona
31.03.2020
Justin Bisseker, Analyst für europäische Banken bei Schroders / Foto: © Schroders
Neben der gesamtwirtschaftlichen Situation richtet sich der Blick zunehmend auch auf einzelne Sektoren und deren Fähigkeiten, die Folgen der Corona-Pandemie zu stemmen. Wie schlägt sich hierbei der Bankensektor? Justin Bisseker, Analyst für europäische Banken beim britischen Asset Manager Schroders, geht dieser Frage nach.
"Auch für Banken sind die Folgen der Covid-19-Pandemie gravierend. Wie stark der Sektor in Mitleidenschaft gerät, hängt nicht nur davon ab, wie lange die Wirtschaftstätigkeit stillgelegt ist. Entscheidend sind auch die Maßnahmen der Regierungen. Diese haben in ganz Europa bereits Schritte angekündigt, um die schlimmsten Auswirkungen der Krise zu mildern: Aufschübe für Steuerzahlungen, Schuldenmoratorien, Kreditgarantien, aber auch weitere Senkungen der Zinssätze durch die Zentralbanken, um die Kosten für die kurzfristige Kreditaufnahme zu senken.
Droht Europa eine Kreditklemme?
Höhere Kreditverluste dürften das Hauptproblem der Banken werden. Um eine Kreditkrise zu verhindern, haben viele europäische Regierungen Kreditgarantiesysteme eingeführt. Typischerweise übernimmt die Regierung dabei etwa 80 Prozent der Verluste, der Rest entfällt auf die Bank. Diese Systeme werden die Auswirkungen des Abschwungs verringern, aber nicht vollständig ausgleichen können. Von der Regierung veranlasste Unterlassungsmaßnahmen, wie beispielsweise das Angebot von Hypothekenurlauben, dürften die wahrscheinlichen Belastungen durch Kreditverluste ebenfalls senken.
Bankerträge und -kapital in Gefahr
Ein anhaltender und dramatischer Abschwung der Konjunktur wird zudem die Erträge und das Kapital der Banken stark beeinträchtigen. Einige Sektoren scheinen in dieser Phase stärker gefährdet zu sein: Öl und Gas, die Luftfahrt, die Reise- und Freizeitindustrie sowie einige Bereiche des Einzelhandels. In der Praxis dürfte die Baisse jedoch alle Vermögenswerte erfassen und wir wären nicht überrascht, wenn die Wirtschaftsaktivitäten nicht wochen-, sondern monatelang unterbrochen werden. Sollte es so kommen, erwarten wir eine größere regulatorische Nachsicht.
Welche Auswirkungen für die Ertagsquellen von Banken zu erwarten sind, lesen Sie auf Seite 2