Am Finanzmarkt setzt sich die Rotation fort
12.03.2021
Manuel Heyden Mitgründer und CEO von nextmarkets / Foto: © nextmarkets
Die Inflationsangst steigt, was wiederum die Zinsen treibt. Allerdings nur jene von US-Bonds. Deutsche Bundesanleihen liegen nach wie vor im Minusbereich. Dass die US-Treasuries inzwischen bei rund 1,6 Prozent notieren, macht sie zwar attraktiver. Doch gleichzeitig haben darunter andere Finanzprodukte gelitten. Vor allem die Aktien der US-Tech-Riesen haben jüngst ordentlich nachgegeben. Mit den höheren Zinsen hatte sich schließlich die Bewertungsgrundlage verändert, obwohl das Geschäft nach wie vor brummt. Denn die bis vor kurzem besonders üppigen Bewertungen der meisten Tech-Giganten basierten weniger auf einer etwaigen Dividende. Vielmehr galt und gilt die Hoffnung, in der Zukunft ordentliche Erträge einzufahren. Zinst man aber diese Erlöse auf den heutigen Zeitpunkt ab, ist der Gegenwartswert mit dem nun höherem Rechnungszins deutlich niedriger. Und die Effekte dieser Discounted-Cash-Flow-Methode sind bei US-Wachstumstiteln besonders stark.
Auf dem Aktienmarkt verstärkt dies die seit den Sommermonaten andauernde heftige Rotation: weg von den Corona-Gewinnern Amazon & Co. hin zu den zyklischen Aktien wie von Autobauern, deren Geschäft wieder angezogen ist. Auf die einstigen Favoriten der Technologieaktien sind Industriepapiere gefolgt und schließlich Tourismustitel, in Deutschland etwa Lufthansa und Fraport. Im Dax sind diese Zykliker besonders stark vertreten, die vom allseits erhofften Ende der Pandemie profitieren. Gleiches gilt in den USA, wo die Standardwerte des Dow-Index derzeit den technologielastigen Nasdaq in den Schatten stellen.
Haupttreiber Inflationsangst
Treiber dieser – recht komplexen – Entwicklung ist die gestiegene Angst vor Inflation, die jede Rendite schmälert. Schließlich ist die Geldmenge in den USA 2020 um 25 Prozent gewachsen, während die Wirtschaft um 3,5 Prozent einbrach. Und da am Finanzmarkt eben alles mit allem zusammenhängt, stürzten die Wachstumstitel und mit ihr die Techbörse Nasdaq ab, fast lehrbuchhaft. Australische Papiere erlebten einen deutlichen Kursrutsch, aus den Schwellenländern floss Kapital ab – und zinslose Assetklassen wie Gold und Bitcoin waren plötzlich weniger attraktiv. Dem Euro und anderen Währungen verloren gegenüber dem US-Dollar. Unbeeindruckt zeigte sich scheinbar der DAX, ja er hat jüngst sogar wieder ein Rekordhoch verzeichnet. Doch all dies geschah mit einer gewissen Mühe. Von einer Fortsetzung der Impfstoffrallye kann keine Rede sein.
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