Altersvorsorge mit Aktien

22.08.2019

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Friedrich Merz, Vermögensverwaltungs-Manager und vielleicht künftiger deutscher Bundeskanzler ist mit einem Vorschlag zur privaten Altersvorsorge vorgeprescht. Das Echo fiel gemischt aus; auch in Erinnerung an Vorwürfe in der Vergangenheit. Dabei hat er in jedem Fall eine grundsätzliche Frage aufgeworfen: Inwieweit lohnen sich Aktien eigentlich für die Zukunftssicherung? Die Lebensversicherer verweisen jedenfalls auf ihre ureigene Stärke – teilweise jedoch mit einem Wenn und Aber.

So mancher wird sich noch an den öffentlich geäußerten Verdacht erinnern, die Riester-Rente sei eigens dafür geschaffen worden, um dem Riester-Spezi und früheren AWD-Chef Carsten Maschmeyer Heerscharen an neuen Kunden zuzuführen und ihm die Taschen vollzumachen. Wenn nun vor einigen Wochen Friedrich Merz, einerseits Hoffnungsträger großer Teile der CDU, andererseits aber eben auch Aufsichtsratschef beim Vermögensverwalter BlackRock Deutschland, eine völlig neuartige private Altersvorsorge auf Aktienbasis forderte, dann hat das zumindest ein Geschmäckle. Und noch mehr dürfte aufstoßen, dass dieses Aktiensparen einerseits verpflichtend und andererseits steuerlich gefördert werden sollte. Nun stellt sich natürlich die durchaus berechtigte Frage, von welchen Bürgern Merz eigentlich spricht. Der überwiegende Teil der Bundesbürger beschäftigt sich eher mit der Frage, wie er bis zum Monatsende finanziell über die Runden kommen soll. Für die private Altersvorsorge im herkömmlichen Stil – also private Renten und Riester-Policen – wird‘s ohnehin schon eng. Besonderen Applaus dürfte die Merz-Idee am ehesten von den Gutverdienern bekommen haben, deren Aktienanlagen zu allem Überfluss nicht mal mehr versteuert werden müssten. Dass sich Aktien innerhalb privater Rentenpolicen angesichts der niedrigen Zinsen lohnen, steht dabei außer Frage. Nicht ohne Grund bietet die Lebensversicherer-Branche kaum noch klassische Garantieprodukte alter Machart an.

Altbekannte Policen verschwinden mehr und mehr

Deshalb fällt auch die Kommentierung des Merz-Vorschlages bei den Versicherern eher dezent zurückhaltend aus. Claudia Andersch etwa, Vorstandsvorsitzende der R+V Lebensversicherung AG, erklärt dazu eher grundsätzlich: „Aktiensparen ist eine von vielen Möglichkeiten, Vermögen fürs Alter aufzubauen. Es sollte allerdings nicht die einzige sein. Denn gerade bei der Altersvorsorge kommt es auf verlässliche Planbarkeit und Sicherheit an – und auf lebenslang garantierte, regelmäßige Auszahlungen, wie sie in dieser Form nur eine Rentenversicherung bietet.“ In der Tat haben viele Börsenexperten schon im vergangenen Jahr prophezeit, dass der Bullen-Markt an Wall Street & Co. bis Ende 2019 ein Ende finden wird und derbe Verluste drohten. Und dennoch sind fondsgebundene Versicherungen auf lange Sicht eine gute Möglichkeit, die Vorteile zu kombinieren. Auch indexbasierte Versicherungen sind eine Möglichkeit, von der Entwicklung an den Aktienmärkten zu profitieren. Aber auch klassische Rentenversicherungen mit ihren umfangreichen Garantieversprechen haben weiterhin ihre Berechtigung. Wichtig ist immer die Einzelfallbetrachtung – und eine bedarfsgerechte Beratung. Andersch: „Versicherer wie die R+V bieten diese Bandbreite an Produkten an.“ Dass Aktiensparen nicht gleich Aktiensparen ist, erläutert Jens Göhner, Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing Vorsorge und Investment der Stuttgarter Lebensversicherung a. G.: „Gegen Aktien an sich ist nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil. Die Frage ist nicht, ob man Aktien für die langfristige Altersvorsorge empfehlen kann. Entscheidend ist vielmehr, in welches Produkt sie eingebettet sind.“ Eine private Rentenversicherung böte gegenüber einem reinen Anlageprodukt, wie z. B. einem Aktiendepot, aber auch einem Fondssparplan, einen wesentlichen Vorteil. Die Rentenversicherung zahle eine lebenslange Rente, wohingegen das Geld im Aktiendepot oder aus einem Fondssparplan irgendwann aufgebraucht sei. Moderne, kapitalmarktnahe Lebens- und Rentenversicherungen – wenn der Kunde es wünsche mit Aktienfonds – seien nach Meinung der Stuttgarter die richtige Antwort in der heutigen Zeit. Das hat natürlich einen guten und einleuchtenden Grund, wie jeder Makler weiß: Bei ihnen können die Kunden das Verhältnis zwischen Sicherheit und Chance individuell wählen und auch während der Laufzeit verändern. Dass die Glückseligkeit aber je nach Kundendisposition auch noch einen weiteren Aspekt haben kann, sagt Holger Kreuzkamp, Vorstand bei myLife: „Die Vorteile einer Versicherung kommen aber im anhaltenden Niedrigzinsumfeld nur dann richtig zur Geltung, wenn der Vertrag keine hohen Kosten aufweist.“ Genau deshalb setze man auf Nettopolicen, die mit geringen Kosten von Grund auf mehr Geld zum Sparen übrigließen. Wer dann noch auf kostenarme passive Fonds setze, habe auch noch einen Renditevorteil.

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