Aktien - es mangelt derzeit an sinnvollen Alternativen

05.11.2019

Wolfgang Juds, Geschäftsführer CREDO Vermögensmanagement GmbH / Foto: © CREDO Vermögensmanagement GmbH

finanzwelt: Der DAX erreichte Anfang November den Jahreshöchststand. Ist hier bis Jahresende noch Luft nach oben oder ist diese Party bald vorüber?

Juds: Im langfristigen Vergleich haben Aktien noch reichlich Luft nach oben. Auch der DAX ist noch nicht zu teuer. Dividenden und sonstige Ausschüttungen fließen in die Indexberechnung mit ein. Wenn wir den DAX mit seinem Bruder, (den Kurs-DAX ohne die Dividenden) vergleichen, wird deutlich, dass die Höchstkurse aus vergangenen Jahren noch lange nicht erreicht sind. Hinzu kommt, dass die zyklischen Titel wie Automobile, Zulieferer, Maschinenbau und Chemie aufgrund der Konjunktur eine Schwächephase hatten. Ich sehe vor allem in den Märkten das meiste Potenzial, in die bislang wenig ausländisches Kapital geflossen ist und die zurückgeblieben sind. Dazu zählt Osteuropa und einige der Frontiers-Länder. Auch Japan ist spannend.

finanzwelt: Trotz mancher positiver Zahlen hat die Aktienkultur es hierzulande schwer. Macht die Politik zu wenig? (Stichwort Steuerpläne BMF und Vorhaben Einführung Finanztransaktionsteuer)

Juds: Kapitalanlage gilt im Allgemeinen als etwas für den Kopf. Zahlen und Fakten entscheiden, könnte man meinen. Tatsächlich werden die meisten Entscheidungen mit dem Bauch getroffen. Dazu zählen auch die Aktienanlagen. Da für viele Anleger Aktien als spekulativ gelten, werden sie dort nichts machen. Hinzu kommen die schlechten Erfahrungen, die Menschen in der Vergangenheit mit Wertpapieren gemacht haben. Die Aufgabe besteht vor allem darin, eine Bewusstseinsänderung für das langfristige Investieren zu erreichen. Meiner Meinung nach muss Finanzwissen als Kernkompetenz bedeutend früher vermittelt werden – bereits in der Schule sollte das Thema behandelt werden. Außerdem muss jedem bewusst sein, dass unser Wohlstand auf wirtschaftlich erfolgreichem Handeln beruht. Wir dürfen uns in Deutschland nicht den Ast absägen, auf dem wir sitzen. Anleger können bereits mit kleinen Beträgen an der Wertschöpfung der Unternehmen partizipieren. Die Politik kann im Bereich der Bildung ansetzen und dort eine Menge bewirken.