Abebben der hohen Inflation?

13.04.2022

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Die Fed in der Bredouille?

Nun rückte aber die Preisteuerungsrate in den Fokus. Die Inflation lag zu Jahresbeginn 2022 um 7,5 % höher als vor einem Jahr; der größte Anstieg seit 40 Jahren. Die Preisentwicklung setzt die Notenbank unter Handlungsdruck. Grund hierfür ist eine wahrnehmbare Lohn-Preis-Spirale, d. h. die höheren Lohnforderungen sind ein zentraler Treiber der hohen Inflation. Um dem entgegenzutreten, muss die Fed als Geldhüterin agieren. Im Markt wurden schon fünf bis sechs Zinsschritte für 2022/23 angenommen und sozusagen eingepreist. Zuletzt hatte sich der Chef der US-Notenbank für eine Anhebung der Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte ausgesprochen. Nicht mehr 0,5 Prozentpunkte, wie noch vor einigen Wochen proklamiert. Das hat natürlich auch zentral mit dem geopolitischen Konflikt etwas zu tun. Ein zu rasches Anheben der Zinsen würgt bekanntlich die Wirtschaft ab. Dennoch muss sie handeln. Ein schwieriges Unterfangen in diesem Umfeld. „Die Invasion verschärft die schwierige Abwägung zwischen Wachstum und Inflation für die Fed – und macht sie wohl noch wichtiger. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Fed ihren Kurs ändern wird. Aber eine Anhebung um 25 Basispunkte ist angesichts der gestiegenen Unsicherheit sicherlich wahrscheinlicher als ein Schritt um 50 Basispunkte“, so Portfolio Manager Grant. Auch Jupiter-Experte Nash sieht die Fed am Drücker, erwartet jedoch aufgrund der aktuellen Umstände ein späteres Einschreiten. Es ist wohl nicht vermessen zu sagen, dass sich die US-Notenbank in einer ungemütlichen Lage befindet und auch keine historischen Beispiele zu Rate ziehen kann. Doch was heißt das für den US-Aktienmarkt im Besonderen?

Geht Tech-Abverkauf in die Verlängerung?

Die Verunsicherung und Angst setzten den Aktienmärkten weltweit zu. Das bekamen auch die großen Indizes Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq100 zu spüren und litten unter Abgabedruck. So hat der Dow zum Stichtag 07.03. knapp 8 % seit Jahresbeginn eingebüßt, der eher technologielastige Nasdaq 100 gar 16 %. Überhaupt erwischte es Einzeltitel, besonders von Technologie- und Wachstumsunternehmen, deutlicher als der Gesamtmarkt. Das sind gerade jene Aktien, die im Zuge der Pandemie noch überdurchschnittlich gut performt hatten. „Wenn die Zinsen in den USA weniger schnell steigen als erwartet, könnten wachstumsstarke Technologietitel wieder in den Mittelpunkt rücken. Angesichts des gestiegenen geopolitischen Risikos erwarten wir eine Präferenz für defensives Wachstum – keine Rückkehr zu ‚Glamour-Tech‘, sondern eine Präferenz für hochwertiges, nachhaltiges und vorhersehbares Wachstum“, so Federated Hermes-Experte Grant. Insofern könnten Aktien US-amerikanischer Techkonzerne unter den neuen Voraussetzungen wieder etwas Boden gut machen. Rohstofftitel liefen zuletzt außergewöhnlich, das sollte so bleiben. Alles zwangsläufig unter der Prämisse einer baldigen Einigung in Russland, da sonst auch weitere Unterbrechungen der Lieferketten zu befürchten sind. (ah)