Unbestechlich!

26.07.2015

Sie ist noch seltener aufzuspüren als ihr männliches Pendant: die mit positiver Einstellung ausgestattete, engagierte und dabei nicht minder qualifizierte Nachwuchsberaterin. Die professionelle Begleitung rund um Vorsorge, Absicherung und Investment braucht motivierte Nachwuchskräfte beider Geschlechter, die eine service- wie verbraucherschutzorientierte Beratung auch künftig sicherstellen.

finanzwelt stellt Ihnen dynamische Persönlichkeiten vor, die ungeachtet des jeweiligen Mainstreams optimistisch in die Zukunft blicken und sich dabei in ihrem Beratungsalltag durch innovative Ideen und überdurchschnittliches wie professionelles Engagement auszeichnen. Heute sprechen wir mit Jennifer Brockerhoff, selbstständige Finanz- und Versicherungsmaklerin.

finanzwelt: Nach eigener Aussage verstehen Sie Ihre Maklertätigkeit mehr als Berufung denn als Job. Welche besondere Einstellung geht damit für Sie zum Beispiel im Kundenkontakt einher?

Brockerhoff: Ich interessiere mich ernsthaft für meine Kunden und möchte in deren Sinne etwas nachhaltig Positives bewegen. Genau das ist es, was ich stets bestrebe: glaubwürdig zu vermitteln. Und das geht meines Erachtens nur, wenn ich authentisch und ehrlich berate, das heißt, meine Tätigkeit mit Leidenschaft und positivem Engagement ausübe und zu 100 % hinter dem stehe, was ich im Sinne meiner Kunden bewirken will. Insofern ist diese Einstellung, die zugleich Ausdruck meiner persönlichen Wertvorstellung ist und die ich mit meiner Tätigkeit lückenlos verbinde – wenn Sie so wollen – Berufung. So führe ich beispielsweise im ersten Schritt eine Art „Entdeckungsgespräch“ mit meinen Neukunden, da die persönlichen und familiären Zusammenhänge oft unmittelbaren Einfluss auf meine Beratung haben. Hier baut sich bereits die notwendige Chemie auf, die es braucht, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und in der weiteren Folge eine stärkere Kundenbeziehung und Kundenbindung herzustellen.

finanzwelt: Fühlen sie sich von offizieller Seite aus ausreichend vertreten?

Brockerhoff: Teils, teils: Die Politik lässt mich mehr oder weniger im Regen stehen – Regulierungen sind zwar wichtig, führen jedoch in der unabhängigen Beratung dazu, dass es gerade im Bereich der Geldanlage zu Missverständnissen oder sogar Widersprüchen kommt. Ein typisches Beispiel: „Wesentliche Anlegerinformationen“ beinhalten sieben Risikoklassen, der Fragebogen gem. § 31 Abs. 4 und 5 hingegen beinhaltet nur fünf! Außerdem deckt dieser Fragebogen nur eine kleine Anzahl von Informationen über den Kunden ab. Seine eigene Risikoeinschätzung bzw. sein Verständnis werden praktisch gar nicht berücksichtigt. An die Adresse der Finanzbranche gerichtet wäre es im Sinne aller Beteiligten hilfreich, dass Angebote, Bedingungswerke und diverse Produktkonstruktionen sich für Verbraucher nicht mehr so undurchsichtig bzw. „komplex“ darstellen. Hingegen spüre ich, dass sich insbesondere unsere Branchenverbände redlich bemühen, ein besseres Image für uns zu bewirken. Ich denke da an Initiativen wie den Jungmakler Award oder die verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, die sich damit zusehends an den entscheidenden Stellen Gehör zu verschaffen vermag. Dieser harte Kampf treibt erste, wenngleich noch recht unscheinbare Blüten. Aber es wird besser.

finanzwelt: Sie zählen zu den „Jungen“ und leben und lieben Ihren Beruf. Was braucht es zuallererst, damit der Beruf wieder spürbaren Attraktivitätsaufwind erfährt?

Brockerhoff: Ganz einfach: Bereits in der Schule sollte Finanzbildung obligatorischer Teil des Lehrplanes sein, dann würden vermeintliche Fragezeichen schnell verschwinden und das Interesse geweckt werden, sich mit dieser Branche – in welcher Form auch immer – intensiver zu beschäftigen. Das wiederum macht sicher den einen oder anderen neugierig auf unseren Beruf als mögliche Option für die eigene Berufswahl.

finanzwelt: Abschließend: Online-Beratung ist in aller Munde und diesem Segment wird eine herausragende Rolle praktisch über die ganze Wertschöpfungskette hinweg prognostiziert. Braucht es da künftig überhaupt noch den persönlichen Bezug zum Kunden und will er das alles überhaupt noch in Zeiten von Google & Social Media?

Brockerhoff: Es wird meines Erachtens immer Kunden geben, die den vertrauensvollen, persönlichen Bezug wertschätzen. Aber natürlich geht der Trend eindeutig dahin, dass sich in Zukunft der Markt in mutmaßlich zwei Arten von Kunden splittet: Diejenigen, die keinen persönlichen Ansprechpartner benötigen, weil die sich ausreichend im Internet informieren und eher auf einen günstigen Preis achten. Und diejenigen, die erstklassige Beratung und Service schätzen und bereit sind, hierfür zu zahlen. Diese Teilung vollzieht sich übrigens altersunabhängig. Bereits heute biete ich demzufolge meinen Kunden das Gesamtspektrum von klassischer, provisionsgestützter Vergütung bis hin zu honorarbasierten Service-Fees an. Einen kompletten Switch hin zu reiner Honorarberatung schließe ich für mich dabei in Zukunft nicht aus. So oder so, ich fühle mich bestens gewappnet und freue mich jeden Tag auf spannende Herausforderungen und natürlich neue Kunden. Alles in allem kein Wunder, dass die aufgeweckte Maklerin auf die Frage hin, was sie sich alternativ hätte vorstellen können, wenn sie diesen Beruf nicht gewählt hätte, ohne Zögern entgegnet hat: „Kriminalpolizistin“. Tja, weltoffen und wissbegierig halt! (sf)

Info

Auf ihrer Homepage (www.brockerhoff-finanzberatung.de) beschreibt sich Jennifer Brockerhoff, die ehemalige Gewinnerin des Jungmaklerawards 2012 in der Kategorie „Erfolgreichste Neugründung“, als weltoffenen und wissbegierigen Menschen. Unzweifelhaft eine unbestechliche Kombination, will man sich als freie Finanz- und Versicherungsmaklerin heutzutage erfolgreich durchsetzen. Und bereits ein erstes Gespräch mit der selbstbewussten Maklerin verrät schnell: Ihre Einschätzung trifft offenkundig den Nagel auf den Kopf. Mutmaßlich spielen dabei ihre deutsch/kanadischen Wurzeln eine nicht unerhebliche Rolle. Aufgewachsen in der Provinz Ontario nahe Toronto kam sie mit 14 Jahren samt ihrer aus Deutschland stammenden Eltern und insgesamt sechs weiteren Geschwistern im Gepäck zurück ins heimische Neuss. Als einzige der kinderreichen Familie entschied sie sich 1999 nach erfolgreichem Abitur zunächst für eine solide Bankkaufmannslehre, der sich nahtlos eine mehrjährige Tätigkeit bei der ehemaligen Dresdner Bank AG (heutige Commerzbank AG) anschloss. Als erfolgreiche Prokuristin und zertifizierte Anlagespezialistin mit stellvertretender Leitungsposition bei ihrem seinerzeitigen Arbeitgeber, wagte sie nach reiflicher Überlegung 2009 den Sprung in die Selbstständigkeit und erfüllte sich so den Traum von einer selbstbestimmten Profession unter Eigenregie. Als selbständige Finanz- und Versicherungsmaklerin, dazu als autorisierte Testamentsvollstreckerin (ebs), kann Jennifer Brockerhoff seit diesem Zeitpunkt ihre persönlichen Beratungsgrundsätze nach eigenen Aussagen nunmehr ganz ohne Einschränkungen oder sonstig außengesteuerte Vorgaben in ihren Beratungsalltag einfließen lassen. Im Zuge ihrer mittlerweile sechsjährigen Maklertätigkeit beobachtet sie, dass das althergebrachte Berufsbild des Vermittlers recht bald ausgedient haben dürfte. Nur noch für diejenigen, die bereit seien, flexibel zu bleiben, sich ständig weiterzubilden und sich offen gegenüber neuen Ideen und Medien zeigen, eröffne sich die Chance ihres Lebens. Ihr Urteil: „Wie immer im Leben kann ich die Situation von zwei Seiten aus betrachten. Alles geht den Bach runter, ODER – es beginnt eine neue Ära. Ich verstehe mich als Teil einer neuen Ära, die mit ihrer Tätigkeit eine verantwortungsvolle Berufung verknüpft.“

Printausgabe 04 / 2015