Zuviel Sitzen ist ungesund
25.01.2015
Die Studie „Wie gesund ist Deutschland 2015“ ist erschienen. Neben altbekannten Risiken, wie Rauchen und Alkoholkonsum, wurde das Sitzen als Risiko ermittelt. Betroffen sind auch Kinder.
2015-01-26 (fw/db) Zum dritten Mal präsentieren die DKV, ein Tochterunternehmen der ERGO Versicherungsgruppe, und das Zentrum für Gesundheit durch Bewegung und Sport der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) den DKV-Report „Wie gesund lebt Deutschland?“. Der auf Daten von 2014 beruhende Report gibt einen wissenschaftlich fundierten Einblick in das Gesundheitsverhalten der Menschen in Deutschland. Diesmal untersuchten die Experten zum ersten Mal differenziert das Sitzen als eigenständigen gesundheitlichen Risikofaktor. Außerdem geben Eltern in einer speziellen Befragung Auskunft über das Medien- und Gesundheitsverhalten ihrer 6-12 jährigen Kinder.
Für den Report „Wie gesund lebt Deutschland?“ 2015 befragte das Marktforschungsinstitut GfK SE mehr als 3.000 Menschen in Deutschland zu ihrem Gesundheitsverhalten. Die Befragten berichteten in telefonischen Interviews über ihren Alltag: wie viel sie sich bewegen, was sie essen, wie gestresst sie sind und wie sie mit Alkohol und Zigaretten umgehen. Und, das ist neu in diesem Jahr: bei welchen Gelegenheiten und wie lange sie sitzen.
Die unterschätzte Gesundheitsgefahr: Sitzen
Nie hatten es die Menschen so bequem wie heute. Viele sitzen beim Arbeiten, vor dem Fernseher, im Auto und während dem Surfen und Einkaufen im Internet. Zahlen der Studie zeigen, dass die Deutschen im Mittel siebeneinhalb Stunden pro Tag sitzen, die jungen Erwachsenen sogar neun Stunden.
„Wir sind ein Volk der Sitzenbleiber geworden. Das dauerhafte Sitzen hat weitreichende Folgen für den Fett- und Blutzuckerstoffwechsel und macht die Menschen krank“, warnt Clemens Muth, Vorstandsvorsitzender der DKV.
Dauersitzen ist neben allgemeinem Bewegungsmangel heute als ein eigenständiger Risikofaktor für die Gesundheit anerkannt.
„Im Bundesdurchschnitt sitzen die Menschen am längsten vor dem Fernseher“, sagt Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule und wissenschaftlicher Leiter der Studie. Statistisch gesehen erhöhe jede tägliche zusätzliche Fernsehstunde auf dem Sofa die Sterblichkeit um 11 Prozent. „Also kann jeder sich etwas Gutes tun, indem er den Fernseher nach der Lieblingssendung ausschaltet und vom Sofa aufsteht.“
Der zweithäufigste Grund fürs Sitzen ist im Bundesdurchschnitt die Arbeit am Schreibtisch. Hier sieht Froböse die Arbeitgeber am Zug: „Es gibt Möglichkeiten, das Sitzen zu begrenzen, etwa Stehmeetings, verstellbare Schreibtische und aktive Büropausen.“
Mit Blick auf die älter werdenden Belegschaften, den Fachkräftemangel und dem Altersvorsorge-Management sollten Arbeitgeber das Thema Dauersitzen ernst nehmen.
Kinder wachsen im Sitzen auf
Erstmals enthält der DKV-Report 2015 eine Befragung von 300 Eltern zu Mediennutzung und Gesundheitsverhalten ihrer 6-12 jährigen Kinder. Nur ein Viertel der Kinder hält sich demnach an die Empfehlung, nicht länger als eine Stunde pro Tag Bildschirmmedien zu nutzen. 72 Prozent der Kinder haben sogar einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer, 50 Prozent einen Internetzugang.
„Darunter leidet die Gesundheit. Wir haben festgestellt, dass sich jedes zweite Kind zu wenig bewegt“, sagt DKV-Chef Muth. „Kinder wachsen praktisch im Sitzen auf und kopieren den ungesunden Lebensstil ihrer Eltern.“
Die Probleme beschränken sich jedoch nicht auf die Freizeit. Auch den Schulalltag bewerten die meisten Eltern kritisch: Nur 30 Prozent meinen, dass Ganztagsschulen die Bewegung und gesunder Ernährung ihrer Kinder fördern.
Regionale Schlusslichter im Thema Gesundheit sind Berlin und NRW
Die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern erreichen mit 19 Prozent am häufigsten die Vorgaben für ein rundum gesundes Leben. Mecklenburg-Vorpommern steht damit zum dritten Mal an der Spitze des DKV-Reports. Berlin und Nordrhein-Westfalen sind mit acht Prozent die Schlusslichter.
Die Ursachen sind durchaus unterschiedlich, erklärt Froböse: „Die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern bewegen sich viel und ernähren sich gesund. Menschen in NRW leiden vor allem unter Stress und Bewegungsmangel. Und die Berliner rauchen viel und trinken gerne Alkohol.“
Fazit: Menschen sollten sich mehr bewegen, weniger rauchen und Alkohol trinken. Das war schon bekannt. Neu ist die Erkenntnis, dass Arbeitgeber auf eine gesundheitsgerechte Bestuhlung im Betrieb achten müssen und Eltern, verantwortlich darauf achten sollten, dass ihre Kinder nicht so viel vor Bildschirmen sitzen, egal ob vor dem Fernsehgerät, dem Monitor am Computer oder mobilen Laptops und Spielekonsolen.
Dietmar Braun