Zurückhaltung bei Investitionen im Ausland?

02.07.2019

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Die Eurozone gilt als sicheres Gebiet

Der europäische Binnenmarkt bietet Unternehmen Sicherheit für Investitionen im Ausland, auch wenn die handelspolitischen Unsicherheiten recht hoch sind. Es gibt jedoch einige Faktoren, die auch in den heimischen Gefilden die Investitionsfreude trüben. Das sind vor allem die Handelsstreitigkeiten mit den USA, die schwer berechenbar sind und einige Branchen besonders hart treffen. Zudem ist auch der Brexit ein Faktor der Unwägbarkeit. Insgesamt hat sich das Wachstum der europäischen Wirtschaft verlangsamt. Einzige Ausnahme sind einige osteuropäische Staaten.

Außerhalb der EU zählen China und Nordeuropa zu den Favoriten

Die chinesische Wachstumsdynamik hat das Land zu einem der wichtigsten Investitionsziele außerhalb der Europäischen Union gemacht. Es liegt mit 40 Prozent immer noch an der Spitze. Doch das Investitionssaldo sinkt deutlich. Ähnlich sieht es in Nordamerika aus, das durch die Handelspolitik der USA als Investitionsstandort für deutsche Unternehmen merklich an Attraktivität eingebüßt hat. Der Rückgang des Engagements ist hier der weltweit stärkste.

Gründe für Investitionen im Ausland

Verschiedene Umstände auf dem heimischen Markt bereiten Unternehmen Kopfzerbrechen. 61 Prozent fühlen sich durch den Fachkräftemangel bedroht, mehr als die Hälfte leidet unter der Wirtschaftspolitik. Durch Investitionen im Ausland sollen diese Umstände abgefedert werden. Für ein knappes Viertel der Befragten ist jedoch die Kostenersparnis im Ausland einer der wichtigsten Faktoren für ihre Auslandsaktivitäten. Sie kehren Deutschland aus Rationalisierungsgründen zumindest teilweise den Rücken zu.

Investitionsbereitschaft der Industrie nimmt ab

Die Weltkonjunktur nimmt ab und die Handelspolitik hält Widrigkeiten bereit. Das sind die Gründe, die deutsche Unternehmen davon abhalten, Investitionen im Ausland zu tätigen. Erstmals seit drei Jahren ist der Trend wieder rückläufig. Das kann jedoch grundsätzlich daran liegen, dass die Konjunktur zu wünschen übriglässt. Die Möglichkeit, Kosten einsparen zu können, relativiert diesen Trend jedoch zum Teil.

Deutsche Unternehmen wollen:

  • im Ausland Kosten sparen, insbesondere was die Energie- und Strompreise betrifft
  • bürokratischen Hürden aus dem Weg gehen
  • neue Märkte erschließen
  • Vertriebsstrukturen aufbauen
  • Steuererleichterungen finden
  • im Ausland präsent sein, um die Nachfrage abdecken zu können

Auf Dauer gesehen wirken sich die Investitionen im Ausland schwächend für den deutschen Standort aus, vor allem, wenn sie aus Kostengründen getätigt werden. Denn dann planen die Unternehmen für das Inland weniger expansiv als für ausländische Standorte.

Made in Germany als Wettbewerbsfaktor

Viele Unternehmen wollen das Vertrauen nutzen, dass weltweit mit dem Begriff Made in Germany verknüpft ist. Es sollen also im Ausland nicht nur neue Geschäftsfelder erschlossen werden, auch die Kundenberatung und der Service im Ausland sollen sichergestellt werden. Zudem sollen vor Ort Fachkräfte gewonnen werden. Gerade in hochtechnologischen Bereichen wie dem Maschinenbau befinden sich Vertrieb und Kundendienst auf hohem Niveau, was auch stetig noch zunimmt. Das Gleiche gilt für die Chemieindustrie und der Metallindustrie – hier will jeder zweite aus diesem Grunde Investitionen im Ausland tätigen.

Zahl der Beschäftigten in internationalen Betrieben mit deutscher Beteiligung wächst deutlich langsamer

In den Vorjahren wurden durch deutsche Investitionen im Ausland rund 200.000 neue Stellen geschaffen. 2019 kommen nur rund 50.000 hinzu. Die Gesamtzahl der Beschäftigten in internationalen Betrieben mit deutscher Beteiligung wird dann rund 7,8 Millionen betragen.

Autorin: Melanie Hochweber