Zurich Group setzt auf nachhaltige Ziele
06.08.2015
Die Schweizer Zurich Group hat in der ersten Jahreshälfte 2.200 Millionen US-Dollar Gewinne erwirtschaftet. Das ist zwar weniger als im Vorjahreszeitraum, aber auch nicht gerade wenig.
2015-08-07 (fw/db) Die Zurich Insurance Group (Zurich) hat für das per 30. Juni 2015 abgeschlossene Halbjahr einen Betriebsgewinn (BOP) von 2,2 Milliarden US-Dollar Gewinn erwirtschaftet, das etwa 15 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Der den Aktionären zurechenbaren Reingewinn (NIAS) liege bei 2,1 Milliarden US-Dollar.
„Der positive Trend bei Global Life sowie Farmers setzte sich fort und beide Geschäftsbereiche erzielten gute Ergebnisse. Erhebliche Großschäden, insbesondere in Großbritannien und im US-Geschäft von Global Corporate, sowie ein höherer Kostensatz wirkten sich aber negativ auf die Profitabilität unseres Geschäftsbereichs General Insurance aus. Die Eigenkapitalrendite auf dem Betriebsgewinn nach Steuern belief sich für das erste Halbjahr 2015 auf 11,6 Prozent“, sagt Chief Executive Officer Martin Senn.
„Bezüglich der Kosten haben wir bereits Maßnahmen angekündigt und weitere ergriffen, von denen wir erwarten, dass sie sich ab Anfang nächsten Jahres positiv auf das Ergebnis auswirken werden. Darüber hinaus haben wir eine Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung der Rentabilität in Teilen des Geschäftsbereichs General Insurance eingeleitet“, sagt CEO Senn.
„Was unsere anderen beiden strategischen Finanzziele anbelangt, sind wir weiterhin sehr gut unterwegs: Erstens belief sich die Quote des Zurich Economic Capital Model (Z-ECM) zum Ende des ersten Quartals auf 120 Prozent und befand sich damit am oberen Ende unseres Zielbereichs. Zweitens erwarten wir, dass die Mittelzuflüsse für das Gesamtjahr bei über 3,5 Milliarden US-Dollar. liegen werden. Für den Zeitraum 2014-2016 dürfte der Betrag bei über 10 Milliarden US-Dollar liegen, deutlich über unserem Ziel von 9 Milliarden US-Dollar“, sagt Senn zur strategischen Planung.
Kauft Zurich den britischen Versicherer RSA noch?
„Weiter haben wir den Markt darüber informiert, dass wir ein Angebot für den Kauf von RSA Insurance Group plc prüfen. Wir sind überzeugt, dass eine Transaktion für uns und unsere Investoren erhebliche Vorteile mit sich bringen könnte, da sich das Geschäft von RSA und unseres strategisch ideal ergänzt und auch aus finanzieller Sicht attraktiv wäre. Allerdings muss jeder Kapitaleinsatz die gleichen Kriterien erfüllen, die wir auch bei jeder anderen Investition anwenden“, merkte Zurich-Chef Senn an. Das könnte aber auch bedeuten, dass der mögliche Deal doch nicht stattfindet, je nach dem was die Berechnungen der Zurich Experten ergeben.
Zusätzliche Verantwortlichkeiten in der Konzernleitung
Innerhalb der Konzernleitung werden per 1. Oktober 2015 folgende Verantwortlichkeiten neu zugeordnet – dies unter dem Vorbehalt der Genehmigung des Verwaltungsrates und der Aufsichtsbehörde;
George Quinn, Chief Financial Officer, wird neu Regional Chairman für Europa, den Nahen Osten und Afrika und Chairman von Zurich Insurance plc (Ireland).
Isabelle Welton, Chief Human Resources Officer, übernimmt die Position des Regional Chairman für Lateinamerika.
Jeff Dailey, CEO von Farmers Group, Inc., wird auch Vorsitzender des Verwaltungsrats von Farmers Group, Inc.
Robert Dickie, Chief Operations and Technology Officer, wird Mitglied des Verwaltungsrats von Farmers Group, Inc.
Großschäden bremsen die Konzerngewinne
Der Betriebsgewinn im Schadenversicherungsgeschäft (General Insurance) fiel um 515 Millionen auf 1,2 Milliarden US-Dollar, was einem Rückgang um 31 Prozent in US-Dollar oder 27 Prozent in Lokalwährung entspricht. Dafür verantwortlich waren die Zunahme von Großschäden, insbesondere in Großbritannien und im US-Geschäft von Global Corporate, der Anstieg von Katastrophen- und witterungsbedingten Schäden sowie höhere Kosten. Die höheren Kosten waren weitgehend auf einmalige Effekte, welche die Vorjahresperiode positiv beeinflusst hatten, und die Auswirkungen des Portfolio-Mix auf Provisionen zurückzuführen. Ein Beispiel sei das Garantieverlängerungsgeschäft in Brasilien. Der Schaden-Kosten-Satz verschlechterte sich um 2,6 Prozentpunkte auf 98,3 Prozent.
Die Bruttoprämien und Policen-Gebühren sanken in US-Dollar, erhöhten sich jedoch in Lokalwährung um 3 Prozent. Dabei verzeichneten alle Regionen ein Wachstum. Das Prämienumfeld blieb stabil – mit Prämienerhöhungen von durchschnittlich 1,4 Prozent.
Lebensversicherung belebt das Geschäft
Der Betriebsgewinn des Lebensversicherungsgeschäfts (Global Life) betrug 673 Millionen US-Dollar. Dies entspricht einem Anstieg von 6 Prozent in US-Dollar und 21 Prozent in Lokalwährung. Die Bruttoprämien, Policen-Gebühren und Beiträge mit Anlagecharakter erhöhten sich um 612 Millionen auf 14,8 Milliarden US-Dollar. Das ist ein Anstieg um 4 Prozent in US-Dollar und um 22 Prozent in Lokalwährung. Das Jahresprämienäquivalent stieg in Lokalwährung um 19 Prozent.
Einmaleffekte aus den ersten beiden Quartalen 2015 wirkten sich vorteilhaft auf das Ergebnis aus. Das Resultat spiegelt aber auch Wachstum im Bankvertrieb sowie in reifen Märkten – und zeigt einen positiven Effekt aus laufenden Initiativen im wertorientierten Führen des Bestandsportfolios von Global Life.
Der fortgesetzte Fokus auf gebührenbasiertes und reines Risikogeschäft führte zu Verbesserungen bei den Prämienzuschlägen sowie bei der versicherungstechnischen Marge. Die Prämienzuschläge und Einnahmen aus dem Provisionsgeschäft fielen in US-Dollar um 6 Prozent, erhöhten sich jedoch in Lokalwährung um 8 Prozent. Die versicherungstechnische Marge verbesserte sich in US-Dollar um 23 Prozent. Dies wurde teilweise ausgeglichen durch eine niedrigere Investitionsmarge.
Der Betriebsgewinn von Farmers fiel um 5 Prozent auf 719 Millionen Milliarden US-Dollar. Ein verbessertes Ergebnis bei Farmers Re wurde durch geringere Erträge und geringfügig höhere Kosten bei Farmers Management Services ausgeglichen.
Die Bruttoprämien bei den Farmers Exchanges, die sich im Eigentum ihrer Versicherungsnehmer befinden und von Farmers Group, Inc., einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Gruppe, verwaltet werden, haben sich um etwa 2 Prozent erhöht. Die meisten Geschäftsbereiche verzeichneten ein Wachstum. Damit wurden sinkende Gewinne aus Bereichen, die wertorientiert weitergeführt werden, sowie aus Direct Auto und dem Bereich Business Insurance, dessen Policen durch unabhängige Agenten verkauft werden, mehr als ausgeglichen.
Das Segment Non-Core Business wies einen Betriebsgewinn von 10 Millionen US-Dollar aus, verglichen mit einem Gewinn von 2 Millionen US-Dollar im Vorjahr. Das war vor allem auf Einmaleffekte im Vorjahreszeitraum zurückzuführen. Das Non-Core Business beinhaltet Portfolios in Abwicklung, die mit dem Ziel verwaltet werden, aktiv Risiken zu reduzieren und Kapital freizusetzen.
Beim Segment Other Operating Business sank der Betriebsverlust des Holding- und Financing-Geschäfts um 122 Millionen auf 330 Millionen US-Dollar. Dies beruhte primär auf günstigen Wechselkursveränderungen und niedrigeren Zinsen auf Schulden, die in den Jahren 2014 und 2015 refinanziert wurden.
Ergebnisse in den Kapitalanlagen
Das Nettoanlageergebnis aus Kapitalanlagen der Gruppe (einschließlich Nettokapitalerträge, realisierter Nettogewinne und -verluste aus Kapitalanlagen sowie Abschreibungen) trug in den ersten sechs Monaten 4 Milliarden US-Dollar zum Gesamtertrag der Gruppe bei. Dies entspricht einer Nettorendite von (nicht annualisierte) 2,0 Prozent. Die Gesamtrendite aus Kapitalanlagen der Gruppe lag bei (nicht annualisierte) 0,1 Prozent, gegenüber 4,8 Prozent im Vergleichszeitraum des Jahres 2014. Diese Gesamtrendite schließt zusätzlich zum Nettoanlageergebnis die Veränderungen im Eigenkapital aus nicht realisierten Gewinnen/(Verlusten) ein, hauptsächlich aufgrund steigender Zinsen und höherer Credit Spreads.
finanzwelt-Fazit: Im Nicht-Leben-Geschäft der Zurich Group wurde durch Schäden weniger verdient, dafür aber gut in Lebensversicherung. Bei 2.000 Millionen Gewinn im Halbjahr 2015 muss noch kein Notfall-Plan erstellt werden. Die erst dieser Tage bekannt gegebene Übernahme des britischen Versicherer RSA wackelt offensichtlich wieder.
Dietmar Braun