Zukunft besser gestalten – ein Debattenbeitrag

30.05.2022

Jörg Arnold, CEO Swiss Life Deutschland

65 Jahre nach der Einführung des umlagefinanzierten Rentensystems braucht es eine neue Initiative für Generationengerechtigkeit, um die Herausforderungen dieser Zeit langfristig zu bewältigen - so die Meinung von Jörg Arnold, CEO des Versicherungs- und Vorsorgekonzerns Swiss Life Deutschland.

Er schreibt in einem Debattenbeitrag: „Ob Klimaschutz, Staatsverschuldung, Altersversorgung oder der Bereich der Bildung und Digitalisierung – wir denken viel zu sehr im Hier und Jetzt. Nur zu oft gibt es in unseren Diskussionen nur Schwarz oder Weiß. Die goldene Mitte, sie fehlt. Und der Mut, Entscheidungen so zu treffen, dass sie langfristig richtig sind für die nächste Generation. Wir brauchen eine neue Initiative für Generationengerechtigkeit.

Vier Punkte liefern einen Impuls, wie die Interessen der nachfolgenden Generationen besser berücksichtigt werden können:

1. Jungen Menschen eine Stimme geben Unsere Bevölkerung wird immer älter. In den letzten zwanzig Jahren stieg unser Durchschnittsalter um fast vier Jahre. Obwohl sich der neu gewählte Bundestag etwas verjüngt hat, ist unsere Volksvertretung mit durchschnittlich 47 Jahren nochmals rund drei Jahre älter als der Querschnitt unserer Gesellschaft. Vermutlich auch deshalb finden die Interessen und Bedürfnisse der jungen Menschen zu wenig Fürsprache. In unseren Debatten und Entscheidungen müssen sie aber mehr Gehör finden. Warum sprechen wir über sie, statt mit ihnen zu reden? Bieten wir jungen Leuten doch die Bühne, schenken wir ihnen unser Ohr und Handeln. Ist es eigentlich nicht sinnvoll, eine Mindestquote an jungen Menschen in unsere politischen Entscheidungsgremien zu holen, die den Interessen der rund 36 Mio. unter Vierzigjährigen ganz natürlich Gehör verschaffen? Wie schon bei der Schuldenbremse könnte man eine Art „Gerechtigkeitszusatz“ in unserer Verfassung festschreiben, dass Entscheidungen immer vor dem Hintergrund der langfristigen Auswirkungen auf die nachfolgenden Generationen zu treffen sind. Durch die Institutionalisierung der Generationenfairness müssten Kriterien gesellschafts-, sozial-, umwelt- und wirtschaftspolitischer Natur von Anfang an besser abgewogen werden. Und die einseitige Diskussions- und Entscheidungskultur hätte endlich ein Ende.

2. Zur Teilhabe befähigen  Die Jugend ist voll Initiative und Tatendrang. Das Wohl ihrer Umgebung, Soziales, Werte und der eigene Schaffensdrang sind ihnen wichtig, wie zahlreiche Jugendstudien bestätigen. Darauf sollten wir bauen. Im Vergleich zu vielen Generationen zuvor, haben wir das Glück, dass die junge Generation immer mündiger und eigenständiger denkt, handelt und lebt. Setzen wir doch Vertrauen in die Eigenverantwortung der jungen Leute. Bei großen gesellschaftlichen Themen und Entwicklungen sollte es doch unser Anspruch sein, den Nachwuchs so zu befähigen, dass sie ihre Zukunft und die unserer Gesellschaft frühzeitig selbst gestalten können. Trauen wir ihnen etwas zu und unterstützen wir sie dabei mit bester – und vor allem zeitgemäßer – Bildung, die die Lebenswirklichkeit besser trifft. Viele von ihnen wünschen sich mehr Kenntnisse in Technologie, Finanzen und Unternehmertum. Eben das, was für ein selbstbestimmtes Leben nötig ist. Wissen ist die Basis für Teilhabe – und die Weichen dafür werden schon sehr früh gelegt.

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