Zinsen & Preise: Alles wird teurer
25.04.2022
Dr. Marc-Oliver Lux, Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG / Foto: © Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG
Aldi hat die Preisrunde eröffnet – und die anderen Händler ziehen nach: Butter wurde so in den letzten Tagen einfach mal 40 % teurer. Nach den Energiekosten steigen nun auch die Lebensmittelpreise deutlich. Und es geht weiter – in allen Bereichen, teils weil Vorprodukte teurer wurden, teils weil durch Lieferengpässe bestimmte Waren nicht mehr in ausreichender Menge lieferbar sind (zum Beispiel Geschirrspüler, Waschmaschinen).
So konzentrieren sich Automobilhersteller wegen des Chipmangels auf teurere Fahrzeuge mit hohen Margen. Rabatte beim Autokauf gibt es kaum noch; dafür umso längere Lieferzeiten, besonders bei Kleinwagen. Auch Bankkunden müssen sich in diesem Jahr auf höhere Gebühren für ihr Girokonto einstellen: Etwa die Hälfte der deutschen Kreditinstitute plant für 2022 Gebührenerhöhungen oder hat ihre Kontoentgelte bereits angehoben.
FED reagierte zu spät
Die Inflation ist in vollem Gange, und die Notenbanken müssen nachziehen: Zum ersten Mal seit 2018 hat die US-Notenbank FED wieder ihren Leitzins erhöht. Der Leitzins stieg wie erwartet um 25 Basispunkte und liegt aktuell in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,50 %. Vielen Kritikern zufolge reagiert die US-Notenbank jedoch viel zu spät auf die drastisch gestiegene Inflation. Zuletzt hatte die Inflationsrate in den USA bereits 7,9 % betragen, was dem höchsten Stand seit rund 40 Jahren entspricht. Eigentlich strebt die Notenbank eine Inflationsrate von mittelfristig 2 % an.
Die FED muss also mehr tun. Ihre milliardenschweren Anleihenkäufe zur Stützung der Wirtschaft hatte die Notenbank bereits Anfang März eingestellt. Mit der Verringerung ihrer Bilanzsumme, also dem Verkauf der gehaltenen Anleihen, will die Fed demnächst beginnen - zusätzlich zu weiteren Zinserhöhungen.
Eine regelmäßig veröffentlichte Umfrage unter den Mitgliedern des FED-Offenmarktausschusses zeigt, dass diese bis Jahresende im Median einen Leitzins von 1,88 % erwarten. Das wären stolze 1,50 % über dem aktuellen Niveau. Für Ende 2023 wird ein Leitzins von 2,80 % in Aussicht gestellt, was sogar über den bisherigen Markterwartungen liegt. Bei den genannten Werten handelt es sich allerdings um die individuellen Einschätzungen der Mitglieder des Offenmarktausschusses und nicht um eine Prognose der Notenbank.
Auch Kredite werden teurer
Durch die höheren Zinsen wird es für die Banken und indirekt auch andere Wirtschaftsteilnehmer teurer, sich Geld zu leihen, was die wirtschaftliche Aktivität abbremst und damit eine Überhitzung der Wirtschaft verhindert. Während das kurzfristige Zinsniveau direkt von der Notenbank gesteuert wird, hängt das längerfristige Zinsniveau vor allem von den Wachstums- und Inflationserwartungen des Anleihenmarktes ab.
An den längerfristigen Staatsanleihen orientieren sich auch z.B. die Bauzinsen. Zuletzt ist hierzulande die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen auf knapp über plus 0,8 % geklettert – ein neuer Höchststand seit Mitte 2015. Das hat auch den Zins für zehnjährige Baufinanzierungskredite verteuert – auf im Schnitt ca. 2,1 %. Zum Vergleich: Im Dezember waren es noch 0,9 %. Es handelt sich um den stärksten Zinsanstieg seit über 20 Jahren. Immobilienkäufer in spe werden also kräftig durchatmen müssen, denn die Zeiten günstiger Kreditkonditionen sind vorbei, noch höhere Hypothekenzinsen für zehnjährige Finanzierungen von 2,5 bis 3,0 % schon in den Sommermonaten sehr wahrscheinlich.
Kolumne von Dr. Marc-Oliver Lux, Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München