Zeitenwende in Asien

30.11.2020

Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln / Foto: © Portfolio Concept

Zeitenwende in Asien

Der Zeitpunkt für China die Zeitenwende in Asien einzuleiten hätte besser nicht sein können. Seit dem 3. November werden die USA, wenn überhaupt via Twitter regiert. Auch Europa befindet sich im Winterschlaf. Die Pandemie hat den Kontinent fest im Griff. Der bevorstehende Brexit und die EU-Haushaltsverhandlungen lähmen die Politik. Für China hätten die Rahmenbedingungen kaum günstiger sein können. Nachdem Indien dann auch noch die Verhandlungen verlassen hat, war der Weg für China frei. Innerhalb der Freihandelszone ist China die stärkste und dominierende Volkswirtschaft. Auch wenn die Staaten politisch teilweise weit auseinander liegen und die Gegensätze groß sind, eint alle der Wunsch nach freien Handelsbeziehungen. Der Westen ist auf dem besten Weg seine Vormachtstellung im internationalen Handel zu verlieren. Globale Standards und Normen werden vermutlich in Zukunft in Asien definiert.

Die Wirtschaftskraft wird gestärkt

Für die Region hat das Freihandelsabkommen ganz konkrete wirtschaftliche Auswirkungen. Beobachter gehen davon aus, dass der Handel unter den beteiligten Staaten bis 2030 um 428 Milliarden Dollar pro Jahr zunehmen wird. Die Wirtschaftskraft der Mitgliedsstaaten wird sich nach ersten Berechnungen dauerhaft um 0,2 Prozent erhöhen. Allein das Bruttoinlandsprodukt Chinas wird um 86 Milliarden Dollar wachsen. Japan profitiert mit 48 Milliarden und Südkorea mit 23 Milliarden Dollar. Diese drei Länder ziehen die größten wirtschaftlichen Vorteile aus dem neuen Handelsverbund. Anleger, die von dieser Entwicklung profitieren wollen, sollten sich auf diese Regionen konzentrieren. Aber es ist sicherlich nur noch eine Frage der Zeit bis die ersten RCEP-Fonds um das Kapital der Anleger buhlen. Mit ausreichend langen Anlagehorizont sicherlich eine Prüfung wert.

Der Schwerpunkt der Weltwirtschaft verschiebt sich nach Osten

Allerdings muss man als Anleger jetzt auch noch nichts überstürzen. Die Volkswirtschaften Asiens haben mit dem RCEP-Abkommen einen ersten wichtigen Schritt vollzogen. Die ökonomischen Auswirkungen werden sich erst in den nächsten Jahrzehnten niederschlagen. Wie jedes Handelsabkommen muss auch dieses erst mit Leben gefüllt werden. Zwischen einzelnen Staaten existieren auch nach wie vor große politische Differenzen. China und Japan werden sicherlich nicht über Nacht alle schwelenden Konflikte beilegen. Aber eines sollte jedem Investor klar sein. Der Schwerpunkt der Weltwirtschaft hat sich durch RCEP weiter nach Osten verschoben und Chinas Bedeutung wächst. Bei der regionalen Ausrichtung ihrer Portfolios sollten Anleger diese Entwicklung langfristig berücksichtigen.

Kolumne von Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln

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