Zeichen von Panik

17.03.2020

Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRock / Foto: © BlackRock

Noch schwieriger ist die zeitliche Erstreckung zu schätzen. Denn selbst im Fall eines milden Eskalationsszenarios dürften die Fallzahlen in den USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien – um nur einige der größeren Volkswirtschaften zu nennen – noch eine ganze Weile steigen, bevor sie zurückgehen. Und auch dieses Szenario bleibt nur dann ein mildes, wenn gleichzeitig die drakonischen Maßnahmen, die inzwischen in Italien und Spanien ergriffen wurden, zu sinkenden Infektionszahlen führen. Realistischerweise könnte dennoch auch in diesem milden Szenario kaum vor einer ernsthaften Besserung vor dem Frühsommer gerechnet werden. Die Finanzmärkte würden einen gnädigen Ausgang der Krise spätestens dann einzupreisen beginnen, wenn rückläufige Fallzahlen glaubhaft absehbar werden.

Und natürlich gibt es Hoffnung. Neben der Erwartung, dass „social distancing“ und eine deutliche Verlangsamung des gesellschaftlichen Lebens zu einer Abflachung der Infektionskurve führen, könnte auch das Wetter eine Rolle spielen. Zwar sind sich auch führende Virologen in der Frage uneins, ob Sars-CoV-2 nun ab 26-27 Grad Celsius abstirbt oder aber nahezu komplett temperaturresistent ist (für beide Theorien gibt es entsprechende Studien), aber allein die Tatsache, dass mit frühlingshaften Temperaturen die Menschen in unseren Breiten gesundheitlich robuster, vor allem weniger erkältungs- und grippeanfällig werden, dürfte helfen. Außerdem scheint die Aussicht auf die zeitnahe Entwicklung eines Impfstoffs doch nicht so schlecht zu sein, wie das absurde Gezerre um die Tübinger Firma CureVac gezeigt hat.

Was das für Anleger bedeutet

Anleger, die sich nach dem geeigneten Einstiegszeitpunkt fragen, werden Überlegungen wie jene oben zurzeit permanent anstellen. Und vermutlich werden viele zum Schluss kommen, dass es nur dann schon Zeit ist, Risikopositionen wieder aufzustocken, wenn wir dem Gipfel der Infektionszahlen nahekommen. Dafür sind allerdings Annahmen notwendig, die aus heutiger Sicht heroisch anmuten. Realistischer erscheint es, von einem weiteren Anstieg der Fallzahlen auszugehen, mindestens wohl über die nächsten Wochen. Das bedeutet, dass es auch an den Risikomärkten erst noch düsterer werden muss, bevor der Silberstreif am Horizont erscheint. (ah)