World War Z reloaded?

04.09.2019

Guido vom Schemm, Geschäftsführer GVS Financial Solutions GmbH / Foto: © GVS

Mehr Zombies als in World War Z ?

Laut Definition sind Zombie-Unternehmen, Firmen, die mindestens zehn Jahre alt sind und es seit mehr als drei Jahren nicht mehr schaffen, ihren Schuldendienst aus operativem Gewinn zu begleichen. Sie haben eine negative Rendite und sind zumindest latent, wenn nicht akut, ausfallgefährdet. Nach den Gesetzen des Marktes müssten sie längst tot sein. Schätzungen zufolge beziffert sich der Anteil des Kapitals, welches in Europa in Zombies gebunden ist, auf 15 bis 18 Prozent, wobei es in Italien, Spanien und Portugal besonders schlecht aussieht. Selbst in Deutschland dürften knapp 10 Prozent Zombies am Markt sein. Weltweit sieht es nicht besser aus. So schätzte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich schon vor einem Jahr, dass rund 20 Prozent der US-Unternehmen in Schwierigkeiten gerieten, sobald die Zinsen steigen würden. Chinesische Zombies sind ebenfalls bekannt, vor allem bei den staatlichen Unternehmen, die trotz Rekordschulden, Überkapazitäten und schwacher Produktivität weiter am Markt bleiben.

Gefahr für Wirtschaft, Banken und Anleger

Diese schlechten Unternehmen sind eine Gefahr für Wirtschaft, Banken und Anleger. Unternehmen, welche mit Mühe ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen können, investieren nicht in neue Anlagen und Innovation und erzielen so keine Fortschritte. Firmen, die ausschließlich an Liquidität interessiert sind, agieren vollkommen anders als Unternehmen, welche langfristig profitabel arbeiten wollen. Folglich drücken Zombies nicht selten das Preisniveau für die gesamte Branche und erschweren den eigentlich noch gesunden Unternehmen die weitere Entwicklung. Auch Banken sind durch diese Zombies in der Bredouille. Eigentlich müssten Banken die Kredite an diesen Zombies abschreiben, tun dies aber nicht, weil sie sich dies nicht leisten können. Ganz im Gegenteil, die Finanzhäuser „füttern“ sie mit weiteren Krediten. Hier soll der kurzfristige Schmerz eines Ausfalls vermieden werden. Pumpt man jedoch immer weiter Luft in einen Ballon, wird dieser eines Tages platzen. Dieses Schicksal wird auch den Zombies blühen, an dem Tag, wenn die Schattenseiten zu Tage treten. Neben Kursverlusten bei Aktien, drohen auch bei Anleihen massive Kursverluste.

Steigende Zinsen wären das Drehbuch für einen Schocker

Die Zombies werden nur existieren können, wenn die Zinsen immer weiter sinken. Die weiter zunehmende Verschuldung ist nur tragbar, wenn die effektive Zinslast, die mit diesen Schuldenbergen einhergeht, stabil gehalten wird. Schon ein stabiles Zinsniveau wird über Zeit zum Problem. Steigende Zinsen hingegen bringen Zombie-Banken und Zombie-Unternehmen gleichermaßen unter Druck. Die Illusion der Solvenz zerplatzt.

Die Situation ist verfahren. Die Notenbanken müssen die Zinsen tief und den Geldhahn offen halten. Aus diesem Grund raten wir zu Investments in Sachwerte, Wenn die Ebbe kommt, wird man sehen wer ohne Badehose im Wasser war.

Kolumne von Guido vom Schemm, Geschäftsführer GVS Financial Solutions