Wofür Banken 2025 fast 60 Milliarden ausgeben
08.01.2025
Alberto Cuccu. Foto: Objectway
IT-Ausgaben in der Finanzbranche werden 2025 auf über 58 Milliarden USD steigen, während Technologien wie generative Künstliche Intelligenz (GenAI) Arbeitsabläufe, Datenmanagement und Kundeninteraktionen revolutionieren. Gleichzeitig wird der sich vollziehende Generationswechsel bei den Anlegern endgültig ein neues Level an Digitalisierung fordern. Fünf zentrale Trends werden diesen Wandel prägen: die Optimierung von Kundenerlebnissen, die Einführung modularer Architekturen, datengetriebene Innovationen, die Konvergenz von Branchen und ein verstärkter Fokus auf Datenschutz und Compliance. Alberto Cuccu, Chief Operating Officer von Objectway, erläutert, was das Jahr 2025 für die Finanzbranche birgt.
Eine alternde Bevölkerung und der intergenerationale Vermögenstransfer sorgen für wachsende Nachfrage nach personalisierten, ganzheitlichen Finanzlösungen. Gleichzeitig betritt eine neue Anlegergeneration die Bühne, die sich als Digital Natives nahtlose digitale Erlebnisse und transparente Dienstleistungen wünscht. „Die nächste Generation erwartet Innovation, Schnelligkeit und Unverwechselbarkeit – Vermögensverwalter müssen darauf vorbereitet sein“, erklärt Alberto Cuccu, Chief Operating Officer bei Objectway. Künstliche Intelligenz (KI) wird eine wachsende Schlüsselrolle in dieser Entwicklung spielen. Cuccu ergänzt: „Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass 42 Prozent der befragten Bankkunden KI bei großen Finanzentscheidungen, etwa dem Kauf eines Eigenheims, nutzen würden. Mit dem technischen Fortschritt wird die Akzeptanz weiter steigen.“
Doch es geht nicht nur um Technologie. Der Erfolg liegt in der Kombination von automatisierten Prozessen und der bewussten Einbindung des menschlichen Faktors. „Next-Gen-Technologie verbindet KI, Datenintegration und offene Ökosysteme, um personalisierte Finanzlösungen zu schaffen und den menschlichen Kontakt im Wealth Management zu stärken“, betont Cuccu. Und es kommt zur richtigen Zeit: Hochrechnungen zufolge werden die IT-Ausgaben 2025 schließlich 58,7 Milliarden USD erreichen, was einen erheblichen Anstieg von 4,7 % darstellt und das verbleibende Wachstumspotenzial widerspiegelt. Alberto Cuccu informiert über die zentralen Trends, die das Wealth Management im Jahr 2025 prägen und die Branche grundlegend verändern werden.
Für 8 von 10 ein Muss: Kundenerlebnisse müssen schneller werden
Schnelligkeit, Fehlerfreiheit und digitale Prozesse sind entscheidend, um mit den steigenden Erwartungen von Anlegern Schritt zu halten. Laut Alberto Cuccu investieren Vermögensverwalter, Banken und Asset Manager über ein Drittel ihrer IT-Budgets in die drei wichtigsten Bereiche „Berater- und Kundenportale“, „Kundengewinnung“ und „Onboarding“. „Mehr als acht von zehn Beratern erwarten eine schnelle Kontoeröffnung, kombiniert mit fehlerfreien Abläufen und digitalen End-to-End-Prozessen“, so Cuccu.
Open Architecture und ganzheitliches Client Lifecycle Management (CLM) sollten dabei aber laut Experten im Mittelpunkt stehen. Denn sie schaffen flexible Workflows und beschleunigen Routineaufgaben durch Self-Service-Funktionen. Die Nachfrage kommt nicht von irgendwo her: „Je mehr Next-Gen-Technologien in den Markt strömen und KI die Weltbühne betritt, desto anspruchsvoller werden Anleger. Sie treiben diesen Wandel voran“, erklärt Cuccu. Nur damit werden präzise Vorhersagen, personalisierte Empfehlungen und Kundenerlebnisse sowie die Erkennung von Risiken ermöglicht. Das Ergebnis: Effizienz, Flexibilität und langfristige Wettbewerbsfähigkeit.
Der Trend geht hin zur Migration geschäftskritischer Aufgaben in die Cloud
Schon heute setzen drei Viertel der Vermögensverwalter auf Agilität, erklärt Alberto Cuccu. Für 2025 bedeutet das: Systeme müssen flexibler und anpassungsfähiger werden, um schneller auf neue Marktchancen zu reagieren. „44 % der Vermögensverwalter nutzen bereits SaaS- und CloudLösungen für das Kontomanagement und die Abrechnung, während 35 % diese Technologien für das Onboarding, Berater- und Kundenportale sowie die Finanzplanung einsetzen“, sagt Cuccu. Mit Wealth-as-a-Service, das heißt der Aufteilung des Technologiestacks im Wealth Management in einzelne Komponenten, und modularen Architekturen können Vermögensverwalter ihre Technologie flexibel anpassen und schneller neue Produkte oder Dienstleistungen einführen. „Wealth Manager verlagern zunehmend geschäftskritische Aufgaben in die Cloud – von 57 % im Vorjahr auf 69 % im Jahr 2024. Zu den Vorteilen gehören unter anderem eine bessere Skalierbarkeit und der erweiterte Zugriff auf große Datenmengen.“, so Cuccu. Diese Flexibilität ermöglicht es Finanzdienstleistungsunternehmen aller Größen und Geschäftsmodelle, ihre Angebote anzupassen, Wettbewerbsvorteile zu nutzen und das Wachstum zu beschleunigen.
Datenmanagement rückt in den Mittelpunkt der IT-Prioritäten
Daten werden zum Herzstück von Innovationen im Wealth Management. Moderne Cloud- Datenplattformen werden somit unverzichtbar, um komplexe Technologien wie Generative KI (GenAI) effizient zu nutzen. „61 % der Vermögensberater sehen Datenqualität und 56 % DatenGovernance als zentrale Erfolgsfaktoren für generative KI“, so Cuccu. Die Menge an Daten ist dabei weniger entscheidend als deren Struktur und Verwaltung. „Ohne hochwertige Informationen bleibt das Potenzial von GenAI unerreicht“, betont Cuccu. Datenmanagement wird so zur Grundlage für Transformation und Wettbewerbsfähigkeit im Wealth Management – auch für die kommenden Jahre. ‚Holistic Financial Wellbeing‘: Vermögensverwaltung wird mit ergänzenden Services bereichert Die Bedürfnisse der Kunden werden immer individueller und verlangen nach einer ganzheitlichen Betreuung. „32 % der Vermögensverwalter sehen das ‚Holistic Financial Wellbeing‘ als zentralen Trend, aber nur 11 % priorisieren Investitionen in die Erweiterung ihres Angebots“, erklärt der Chief Operating Officer von Objectway. Diese Diskrepanz zeigt eine große ungenutzte Chance. Kunden werden sich immer mehr eine 360-Grad-Betreuung wünschen, die alle Aspekte ihres finanziellen Lebens abdeckt – von Investitionen über Steuern bis hin zur Finanzplanung. Der Wettbewerb um diese ganzheitlichen Dienstleistungen wird sich verschärfen. „Nur Anbieter mit einem umfassenden, flexiblen Techstack können langfristig bestehen. Dieser Ökosystem-Ansatz wird künftig zur Basis für nachhaltigen Erfolg im Wettbewerb um neue Kundensegmente“, betont Cuccu.
Von Datenschutz bis hin zu Personalisierung – Was ist der nächste Trend?
Datenschutz und Compliance sind zentrale Themen im Wealth Management. „24 % der IT-Investitionen entfallen auf regulatorische Anforderungen, 73 % sehen Datenschutz als absolute Priorität“, erklärt Alberto Cuccu. Datenprivatsphäre wird dabei als höhere Priorität angesehen als die Optimierung der Arbeitsabläufe von Beratern, die Bereitstellung personalisierter Kundenerlebnisse und die Migration geschäftskritischer Arbeitslasten in die Cloud. KI und Maschinelles Lernen (ML) spielen eine Schlüsselrolle, um Daten sicher zu verwalten und regulatorische Vorgaben wie DSGVO zu erfüllen. Ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal wird die Fähigkeit sein, Datensilos abzubauen und einen ganzheitlichen Technologiestack zu schaffen, der die Bedürfnisse der Kunden in Echtzeit antizipiert und darauf reagiert. „Die Zukunft liegt in der Synergie von Technologie und dem menschlichen Kontakt, der Interaktionen ergänzt und verbessert, anstatt sie zu ersetzen, um personalisierte und durchdachte Finanzlösungen zu schaffen“, schlussfolgert Cuccu. (fw)