Wo bleibt die Stornowelle?

15.06.2020

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Die Coronakrise wird zu einer massiven Stornowelle führen – so die Befürchtung vieler Versicherer und Vermittler. Wie eine Auswirkung von blau direkt zeigt, ist diese (noch) ausgeblieben.

In wirtschaftlichen schwierigen Zeiten werden die Menschen eher sparen als in die Altersvorsorge zu investieren. Gerade in einer extremen Krise wie aktuell müsste es also zu einer massiven Stornowelle führen – wurde zumindest gefürchtet. Um diese nicht zu heftig ausfallen zu lassen, haben viele Versicherer ihren Kunden die Möglichkeit gegeben, die Beitragszahlungen auszusetzen und somit eine sofortige Kündigung zu vermeiden. Damit die Makler einen Grund haben, ihre Kunden dahingehend zu beraten, haben fast alle Versicherer Stundungsprogramme aufgelegt, bei denen die Courtage-Rückzahlung ausgesetzt wird.

Diese Maßnahmen haben offenbar Wirkung gezeigt, wie aus einer Untersuchung von blau direkt hervorgeht. So wurden in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 2.561 Policen gekündigt, „nur“ 648 mehr als im „normalen“ Zeitraum ein Jahr zuvor. Wenn die Policen aus den Stundungsprogrammen hinzugerechnet werden, steigt die Zahl noch weiter an. „Die Stundungsprogramme der Versicherer wurden vor allem direkt im März und Anfang April wahrgenommen“, berichtet Kerstin Möller-Schulz, CFO von blau direkt. „Insgesamt wurden 493 weitere Policen gestundet.“ Die Zahl der gestundeten Policen hat sich seit Mitte April nicht mehr erhöht und seit Mai haben erste Kunden sogar wieder mit der Zahlung ihrer Policen angefangen. Somit hat sich die Zahl stornogefährdeter Policen zusehends verringert.

Bei blau direkt sieht man selbst dann kein Problem, wenn alle aktuell gestundeten Policen dauerhaft ausfallen sollen. So würden dann zwar insgesamt 3.054 Policen als storniert gewertet, deutlich mehr als die 1.912 im Vorjahreszeitraum. Dennoch müsse man die Zahl der Umsatzentwicklung gegenüberstellen, die um 58 % zugelegt hat. Entsprechend wäre bei gleichbleibender Stornoquote zu erwarten, dass auch die reine Zahl der Stornierungen um mindestens 58 % zugenommen hätte. „Tatsächlich hätten wir schlimmstenfalls 59 % mehr Stornierungen als im Vorjahreszeitraum. Das wäre trotz Corona-Krise nur ein Prozent mehr“, berichtet Möller-Schulz. „Wir erwarten zudem, dass sich die Entwicklung fortsetzt und viele der aktuell gestundeten Policen wieder aktiviert werden. Das bedeutet, dass sich die endgültige Stornoquote entgegen den Erwartungen deutlich verringern wird. Das sind sensationelle Neuigkeiten.“

Noch kann niemand vorhersehen, wie sich die Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf entwickeln wird und ob in dessen Verlauf die Stornoquoten doch noch steigen werden. Zumindest für den Augenblick sieht es jedoch so aus, als ob die Branche vom Schlimmsten verschont bleiben könnte. (ahu)