Wo bleiben sie denn?

08.09.2014

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Die Deutschen interessieren sich für das Thema Pflege. Nur der Vertrieb schwächelt noch. Vielleicht ist es am einfachsten, die Menschen da abzuholen, wo sie arbeiten. In den Betrieben könnte über dieses Thema auch die Lebensversicherung wiederbelebt werden.

Der Gesetzgeber hat mit den 5 Euro monatlicher Förderung zur Pflegeprämie ein Signal gesetzt. Allerdings ist dieser Anreiz vom Vertrieb als schwach eingestuft worden und einige Versicherer waren anfangs im Thema auch noch unsicher. Inzwischen fragen sich auch viele Verbraucher: Wo bleiben die Vermittler?

Pflege ist laut der aktuellen Studie „Die Ängste der Deutschen" eine der größten Sorgen der Bürger.

Unter allem, was die Menschen ängstigt, ist Pflege die Nummer drei – nach den ständig steigenden Lebenshaltungskosten und den Naturkatastrophen. In einer Zeit, in der die Geschäftsleitungen mittelständischer Unternehmen eher gelangweilt reagieren, wenn sie fortlaufend nur auf die betriebliche Altersvorsorge angesprochen werden, reagieren sie bei den Themen Gesundheits- Management und Demografie-Management mit großem Interesse.

Hier gilt es für umtriebige Vermittler, durch die bereits geöffneten Türen zu gehen. Gesundheit und die Absicherung des Lebensstandards mithilfe der Betriebe sind ein spannendes Gespräch immer wert. Die arbeitenden Menschen wissen, dass bereits heute ihre vier bis sechs Wochen Urlaub richtig Geld kosten. Wie wird das erst sein, wenn der 365-Tage-Urlaub ansteht, und dies jedes Jahr neu? Schon heute bieten Reiseveranstalter für Senioren – sehr teure – begleitete Reisen bis hin zur Kreuzfahrt auf Luxusschiffen mit Krankenschwestern und Ärzteteam an Bord. Neueste Angebote fördern global das Reisen mit professioneller Betreuung für Demenzkranke. Dies ist für die Betroffenen eine erhebliche Wohltat und eine willkommene Pause vom stetigen Herumirren auf den Gängen eines Altersheimes.

Wenn die Bürger Umfragen zu ihren Wünschen und Vorstellungen beantworten sollen, steht das Thema Gesundheit stets an erster Stelle. Auch der Urlaub und das Reisen sind sehr beliebte Fragen – nicht nur bei den älteren Deutschen. Doch die einzige, wichtige Frage ist: Reicht auch das Taschengeld? Jetzt werden aktive Vermittlungsunternehmer von den Menschen erwartet, die sie kundig machen, was geht und wie ihnen sogar der Arbeitgeber dabei helfen kann. Die Arbeitgeber wiederum freuen sich, für ihre Mitarbeiter im Handlungsfeld Gesundheit und 365-Tage-Urlaub etwas beitragen zu können. Das hebt das Betriebsklima, stärkt die Motivation der Mitarbeiter und stabilisiert die Mitarbeiterbindung an das Unternehmen. Sogar mit dem Nachwuchs und den Fachkräften klappt es dann bestens, wer möchte nicht zukünftig in einem Betrieb arbeiten, in dem für die Gesundheit und die freie Zeit nach der Arbeit optimal gesorgt wird?

Mancher Vermittler reibt sich verwundert die Augen, wenn er erkennt, dass nur er den Schlüssel für mittelständische Unternehmen in der Hand hält, um neue soziale Leistungen rund um das Thema Gesundheit und aktive Zukunftsplanung (wie bei den Großkonzernen) zu bieten. Verwundert heißt es dann: So einfach geht das? Das Einfache hat aber auch einen komplexen psychologischen Hintergrund. Die Menschen reden lieber über das, was sie sich wünschen, als über das, was sie sich nicht wünschen. Wer möchte schon über Tod, Krankheit und Erwerbsunfähigkeit reden? Da ist das Thema Gesundheit, Pflegesicherheit, betreutes globales Reisen und das Wohnen in den eigenen vier Wänden beliebter. Wenn die Betriebe Gruppenrabatte ermöglichen und auch noch ein paar Euro staatlicher Zuschuss drin sind, da möchte jeder dabei sein. (db)

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Autor:** Dietmar Braun, freier Fachjournalist und Hochschuldozent für Gesundheits- und Demografie- Management an der Hochschule Heilbronn und der Dualen Hochschule Stuttgart

Problemfall Vertrieb - Sonderheft Pflege 2014