„Wir müssen mehr in Demografie investieren“
21.02.2019
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Mehr Pflegeheime- und plätze nötig
Um die Herausforderungen des demografischen Wandels zu meistern, müssten bis zum Jahr 2040 mindestens 300.000 Pflegeheimplätze entstehen, was ca. 3.750 zusätzlichen Heimen entspricht. "Dafür müssen wir jedes Jahr 180 neue Heime mit rund 14.300 Plätzen bauen", so Schröder. Da dies für die öffentliche Hand sowie klassische Klinik- und Heimträger aber kaum zu leisten ist, spielen private Bauherren eine zunehmend bedeutende Rolle in diesem Marktsegment. Für diese kann eine Investition lohnen sei, denn die mögliche Spitzenrendite für Pflegeheime liegt mit aktuell knapp 5 % über dem, was Investoren mit Gewerbeimmobilien (3 %) oder gar mit 10-Jahres-Anleihen (unter 1 %) erzielen können.
Pflegeimmobilien gelten laut Schröder dennoch immer noch als Nischenprodukt. So lag deren Transaktionsvolumen deutschlandweit viele Jahre lang zum Teil unter 300 Mio. Euro jährlich. Im Jahr 2016 stieg es dann sprunghaft an und erreichte die Marke von 2,5 Mrd. Euro. Im vergangen Jahr wurden Pflegeimmobilien im Wert von 1,8 Mrd. Euro auf dem Markt gehandelt. Damit machen Pflegeimmobilien laut ImmoConcept-Geschäftsführer Bernd Lorenz "nur 2 bis 3 % des Gewerbeinvestments aus".
Verschiedene Konzepte
Fachleute unterscheiden beim Neubau von Seniorenwohnungen zwischen altersgerechtem Wohnen (gewöhnliche barrierefreie Wohnung), Betreutem Wohnen und dem Residenz-Wohnen. Letzteres hebt sich durch zusätzliche Leistungen wie Verpflegung, Betreuung, Reinigung oder Rezeption von einfachen Seniorenimmobilien ab. Zwischen den drei Konzepten gibt es erhebliche Preisunterschiede: So müssten Mieter von Betreutem Wohnen mit zusätzlichen Service-Angeboten laut Walter Schröder etwa doppelt so viel Miete bezahlen wie Mieter von einfachen barrierefreien Wohnungen.
Regionale Unterschiede
Der Bedarf an altersgerechneten Wohnungen verteilt sich regional sehr unterschiedlich. So leben laut einer Studie aus dem Jahr 2015 in Frankfurt derzeit mehr als 10 % Einwohner über 75 Jahre in betreuten Wohnungen, in Leipzig mit 9,5 % nur geringfügig weniger. In München sind es hingegen gerade einmal etwas mehr als 2 %. "Wir müssen mehr in Demografie investieren", betonte Schröder. Denn mit der Altersentwicklung wachse auch das Risiko der Altersarmut. "Wir werden ärmer und brauchen dringend günstigen Wohnraum." Teilzeitjobs und der hohe Anteil Langzeitarbeitsloser wie auch die wachsende Zahl von Migranten im Rentenalter lassen demnach Quote der Armutsgefährdung bei Älteren steigen. (ahu)