Wie viel Sand ist im Getriebe?

17.12.2021

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Was insbesondere einige Akteure im Westen erstaunen mag, ist das Ausmaß der staatlichen Intervention/Regulierung in der jüngeren Vergangenheit. „Aufsehen erregte Präsident Xi mit seinen Attacken auf prominente Großunternehmen wie z. B. Alibaba, Tencent oder Didi. Unter dem Namen ‚Wohlstand für alle‘ wünscht die KP eine stärkere Teilhabe der Bevölkerung an der Wohlstandsentwicklung in China. Ins Visier des Regimes geriet vor allem die Videospielindustrie sowie private Bildungsunternehmen“, halten Ufuk Boydak und Dr. Christoph Bruns, Fondsmanagement bei der LOYS AG, in einem Marktkommentar fest. Der Online-Handelskonzern Alibaba muss eine herbe Geldbuße verkraften. Begründung: Der Konzern habe seine marktbeherrschende Stellung seit Jahren ausgenutzt. Die großen weltweit agierenden Tech-Konzerne mit ihrer „unkontrollierten“ Geschäftstätigkeit sind der Führung zunehmend ein Dorn im Auge. „Wohlstand für alle“ lautet das Motto.

Forciert wird indes die Bewegung hin zu einer grünen Revolution. „COVID-19 erinnert uns daran, dass die Menschheit eine grüne Revolution in Gang setzen und sich schneller eine umweltfreundliche Lebensweise aneignen sollte“, sagte Staatspräsident Xi Jinping im Herbst 2020. Und was ist mit dem scheinbar sehr kränkelnden, schwächelnden Immobiliensektor? „Wir sind für den chinesischen Immobiliensektor kurz- bis mittelfristig zurückhaltend, längerfristig jedoch zuversichtlich. Der vorsichtige kurz- bis mittelfristige Ausblick ist vor allem auf die derzeitige angespannte Finanzierungssituation des Sektors zurückzuführen. Wir gehen davon aus, dass sich die Immobilienverkäufe bis Ende 2021 abschwächen werden, halten aber einen Einbruch angesichts der politischen Hebel, die den chinesischen Behörden zur Verfügung stehen, für unwahrscheinlich. Langfristig sehen wir weiterhin strukturelle Gründe für die Immobiliennachfrage angesichts des Urbanisierungsprozesses und der politischen Maßnahmen, die eine positive Entwicklung des Sektors unterstützen“, kommentiert Joep Huntjens, Head of Asian Fixed Income, NN Investment Partners.

Peking kann die notwendigen geld- und fiskalpolitische Impulse setzen, um auf Spur zu bleiben. ESG ist kein Fremdwort mehr im Reich der Mitte. Und der geflügelte Begriff „too big to fail“ trifft nicht mehr zu. Die politischen Machthaber wissen um manche Exzesse insbesondere im Immobilienbereich. Im Vergleich zum globalen Aktienmarkt schnitt China bis dato 2021 schlechter ab; das könnte durchaus als Chance gesehen werden. (ah)

Kennzahlen

• Chinas Anteil am globalen BIP 2020: 18,34 % • Chinas pro-Kopf BIP 2020: 10.484 US-Dollar • Chinas Handelsbilanzüberschuss 2020: 535,37 Mrd. US-Dollar • Chinas Staatsquote 2020: 36,98 % • Bewertung China im Global Innovation Index 2021: Rang 12 von 132 untersuchten Staaten