Wie stark fällt die Rezession aus?
20.04.2020
Michael Grady, Head of Investment Strategy und Chief Economist bei Aviva Investors / Foto: © Aviva
Aviva Investors, die global tätige Asset-Management-Gesellschaft des britischen Versicherers Aviva plc, rechnet laut ihrem aktuellen House View-Ausblick für das zweite Quartal 2020 damit, dass die angesichts des COVID-19-Virus verhängten Maßnahmen zur weltweit schwersten Rezession der Nachkriegszeit führen werden. Die exakte Tragweite sei derzeit noch nicht absehbar.
Zu groß sind die Unsicherheiten bezüglich der Entwicklung der Virusausbreitung, der Art und Weise, wie Regierungen und Einzelpersonen mit sozialer Distanzierung darauf reagieren, der wirtschaftlichen Auswirkungen und der monetären sowie fiskalischen Reaktion, um die Situation zu lindern. Ein Rückgang der weltweiten Wirtschaftsaktivitäten um etwa 10 bis 20 Prozent in der ersten Jahreshälfte 2020 ist jedoch plausibel. Während die kurzfristigen Risiken stark nach unten gerichtet sind, dürfte sich die Konjunktur Ende 2020 und Anfang 2021 rasch erholen. Die bisher noch nie dagewesene geld- und fiskalpolitische Reaktion ist ein kollektiver Versuch, den dauerhaften Schaden durch die Beschränkungen und Abriegelungen zu minimieren. Damit soll auch sichergestellt werden, dass die Ressourcen entsprechend umgeschichtet werden können, sobald sich die Wirtschaftsaktivität wieder erholt – hoffentlich in der zweiten Jahreshälfte 2020. Aber die geld- und fiskalpolitische Unterstützung kann den Schaden nur abfedern – es wird unweigerlich zu einer längerfristigen Beeinträchtigung kommen.
Unter solch schwierigen Bedingungen zielen unsere Anlagestrategien darauf ab, Kapital zu erhalten und nach Investmentoptionen zu suchen, deren Bilanzen stark sind und wo qualitativ hochwertige Vermögenswerte überbewertet wurden.
Michael Grady, Head of Investment Strategy und Chief Economist bei Aviva Investors, sagt:
„Wir haben unsere bisher präferierte Übergewichtung von Staatsanleihen verstärkt. Die Zentralbanken werden unserer Meinung nach weiterhin darauf hinwirken, einfache monetäre Bedingungen aufrechtzuerhalten und gleichzeitig einen fiskalpolitischen Spielraum ohne höhere Zinsen zu schaffen. Unsere leichte Untergewichtung in Aktien reflektiert unsere Sorge, dass sich die wirtschaftliche Schwäche im Jahr 2020 in historisch schwachen Unternehmensgewinnen niederschlagen wird, die von den Märkten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vollständig eingepreist werden.
Bei unserer Währungsallokation sind wir zu einer vorsichtigeren Haltung übergegangen. Wir halten Long-Positionen des japanischen Yen und Short-Positionen anderer asiatischer Währungen. Dort, wo sich die Spreads von Unternehmensanleihen stark ausgeweitet haben, es aber jetzt erhebliche Unterstützung durch die Ankaufprogramme der Zentralbanken gibt, sind wir Anleihen gegenüber neutral eingestellt.“ (ah)