Wie lange noch schweigen die Lämmer?

04.02.2019

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Ja, auf jeden Fall für den langfristigen Anleger. Der muss sich zunächst für das zentrale Ziel entscheiden. Gewinnoptimierung oder Kapitalerhaltung. Vor- und Nachteile sind mit dem Berater seines Vertrauens abzuwägen. Dabei müssen auch die Erwartungen des Anlegers einfließen, wie zum Beispiel Liquiditätsbedarf, das heißt benötigt er Erträge aus dem Depot zum Lebensunterhalt. Aber auch: Stehen demnächst größere Ausgaben an. Ganz wichtig: Beide Seiten müssen mit offenen Karten spielen. Für den Berater dürfen auch die bankinterne Vorgaben und Produkte (gibt es bei I.C.M. nicht) keine Rolle spielen. Unter Berücksichtigung möglichst aller bekannten Argumente erarbeiten nun Anleger und Berater gemeinsam eine Strategie zur Aufteilung des Gesamtvermögens. In den meisten „Fällen“ lauten die Anlagesegmente: Liquidität, Festverzinsliche Anlagen, Immobilien, Aktien sowie Edelmetalle und Rohstoffe. Jetzt werden die prozentualen Größen festgelegt (zum Beispiel 50 Prozent Aktien).

Für die Strategie „Gewinnoptimierung“ benötigt der Anleger einen Berater, der immer am Ball ist, Trends gut erkennt, also ein gutes „Börsenhändchen“ besitzt. Bei „Kapitalerhaltung“ geht es zunächst darum, Totalverlustrisiken möglichst zu vermeiden. Ich denke aktuell dabei an Anleihen aus dem High-Yield-Markt (2,5 Prozent Rendite – 100 Prozent Risiko), spekulative Aktien, aber auch problematische Branchen, zu denen ich schon lange auch die Banken zähle. Damit sind auch haftende Bankprodukte wie zum Beispiel Zertifikate zu hinterfragen bzw. anteilsmäßig zu begrenzen. Steigen die Kurse der jeweiligen Anlagengruppe und damit der Anteil am Vermögen, werden die Spitzen verkauft, fallen die Kurse, wird wieder auf den festgelegten Anteil aufgestockt.

Kapitalerhaltung heißt allerdings nicht, dass der gesamte eingesetzte Betrag jederzeit in voller Höhe zur Verfügung steht. Zur Kapitalerhaltung gehören auch Aktien. Qualitätsaktien! Dies bedeutet, dass zum Beispiel BASF, Daimler oder Siemens sehr wahrscheinlich nicht pleitegehen, aber deren Aktienkurse natürlich an der Börse ebenfalls schwanken. Strategie heißt auch, dass der Anleger für den Fall größerer Kursrückgänge (wie 2018 minus 18 Prozent) als Gegenpart einen Edelmetallanteil hält (seit 2016 ist Gold über 20 Prozent gestiegen), der wahrscheinlich die prozentualen Aktienverluste im Gesamtvermögen reduziert oder sogar ausgleicht. Oder wie Philipp Vorndran es formulierte: Wenn die Ebbe kommt, sieht man, wer ohne Badehose im Wasser steht.

Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH