Wie Generationen anlegen

20.08.2024

Roman Przibylla, Anlageexperte der Maverix Securities AG / Foto: © Maverix Securities AG

In den kommenden zehn Jahren werden wir einen größeren technologischen Fortschritt erleben als in den letzten hundert Jahren. Technologie wird verstärkt eingesetzt werden, um Nachhaltigkeit zu fördern. Diese Entwicklung spiegelt sich bereits im Investitionsverhalten der jungen Generation Z (Geburtsjahre zwischen 1997 und 2009) wider. Ihre Elterngeneration X (Geburtsjahre zwischen 1965 und 1980) investiert hingegen eher in traditionelle Branchen. Dies zeigen Daten der Finanzapp Yuh und der UBS zu den beliebtesten Aktien beider Generationen, die kürzlich von blick.ch veröffentlicht wurden. Demnach investiert die Gen Z am liebsten in die Unternehmen Tesla, Apple, UBS, Nvidia, Nestlé, Roche, Nikola und Microsoft, während die Gen X die Aktien von UBS, Swiss Re, Zurich Insurance, Tesla, Meyer Burger, CS Group, Nestlé und Roche bevorzugt. Zu Unterschieden und Gemeinsamkeiten der Generationen sprachen wir mit dem Anlageexperten Roman Przibylla der Maverix Securities AG.

finanzwelt: Herr Przibylla, wie würden Sie die Unterschiede im Investitionsverhalten von Millennials und Gen Z erklären?

Roman Przibylla» Die Unterschiede liegen im Anlageverhalten. Es gab eine Auswertung eines Online-Brokers, der sich mit der Frage ‚Wie legt die Gen Y an?‘, beziehungsweise ‚Wie legt die Gen Z an?‘ beschäftigt hat. Der Online-Broker hat da einige Aktien herausgesucht, die hauptsächlich in den Portfolios dieser Generationen vorkommen, und mir diese Ergebnisse zur Verfügung gestellt. Wir haben uns die Aktienauswahl angeschaut und es zeigt sich, dass es schon Generationsunterschiede gibt. Nimmt man die Gen Y, setzt diese auf traditionelle und stabile Unternehmen. Am Beispiel der Schweiz wäre es gerade eine UBS, eine Swiss Re, eine Zürich oder eine CS Group sowie eine Nestle – also alles Namen, mit denen man ‚groß geworden‘ ist, und sagt, diese Unternehmen sind traditionsreich und stabil. Das zeigt sich nicht nur national, sondern auch international. Die Gen Z hat ein US-, beziehungsweise Tech-lastiges Portfolio. Da ist etwa Nvidia, Apple oder Tesla drin. Gen Z legt mehr Fokus auf Technologie und Innovation, während die Gen Y mehr auf traditionelle, stabilere Unternehmen, etablierte Industrien Wert legt. Das Risikoprofil ist sicherlich ein bisschen anders, denn die Gen Y, die weniger im Wachstumsbereich investiert, ist sicherlich etwas konservativer unterwegs. Auch die Volatilität ihrer Aktien ist deutlich niedriger, zumindest wenn man langfristig denkt.

finanzwelt: Glauben Sie, dass sich die Risikoprofile mit der Zeit angleichen werden?

Przibylla» Ich glaube nicht, dass die Gen Y noch einen kompletten Turnaround machen wird und weiterhin auf langfristigen Vermögenaufbau setzt. Eher denke ich, dass die Generation Y ihrem etablierten Portfolio – besonders in den Wachstumsdingen – noch so etwas Spekulatives beimischt. Was die Gen Z anbetrifft, so glaube ich nicht, dass große Tech-Firmen wie Tesla, Apple, Nvidia, Microsoft in fünf bis sechs Jahren nicht mehr gut fahren werden. Die Welt wird nun mal technologischer. Es kann sein, dass Gen Z einmal sagt: ‚Oh, da sind wir mit dieser Investition auf die Nase gefallen und wählen jetzt stabilere Branchen‘. Zum aktuellen Zeitpunkt kann ich mir allerdings nicht vorstellen, dass sich die Risikoprofile angleichen werden.

finanzwelt: Beim Thema Investitionen kommt natürlich auch das Stichwort Nachhaltigkeit auf. Vor diesem Hintergrund konnten wir feststellen, dass Nestle in den Portfolios beider Generationen vertreten ist. Allerdings macht der Nahrungsmittelkonzern auch in Zusammenhang mit dem Kauf von Wasserrechten, etwa in Südafrika und Pakistan, von sich reden.

Przibylla» Wenn man Greenwashing als Investor vermeiden will, muss man sich die jeweiligen Unternehmen sehr, sehr genau ansehen und sich mit der Frage auseinandersetzen, in welche Unternehmen man überhaupt investieren will. Gerade bei einem so großen Thema wie Nachhaltigkeit. Auf der einen Seite denkt man bei der Auswahl an einen möglichst großen Return und möchte auch etwas verdienen. Auf der anderen Seite kauft man mit jeder Investition auch die Aktie einer Firma und wird Teil von ihr, selbst wenn dieser Teil ein kleiner ist. Als Anleger muss man sich also fragen, inwiefern die Werte eines Unternehmens den eigenen gleichen. Die Entscheidung, zu investieren oder nicht, die muss jeder am Ende des Tages also individuell treffen.