„Wie Frauen erfolgreich in Männerdomänen durchstarten“
22.02.2024
Foto: Buchcover Gabal Verlag / Autorin Kathrin Leinweber © Gabal Verlag / Kathrin Leinweber, Dominik Pfau
Welche Strategien sollten Frauen unbedingt vermeiden?
Leinweber: Es gibt leider Verhaltensweisen, mit denen Frauen sich selbst das Leben schwer machen. Dazu gehört Konkurrenzdenken, was leider immer noch vorkommt. Das dürfen wir getrost Ad Acta legen, denn es gibt genug Scheinwerferlicht für alle! Auch versuchen einige Business-Ladies, ihre männlichen Kollegen zu kopieren, obwohl sie mit ihren weiblichen Stärken ein absolutes Ass im Ärmel haben. Frauen neigen zudem deutlich häufiger als ihre männlichen Kollegen dazu, sich selbst zu unterschätzen und haben oft Zweifel an ihren Fähigkeiten und Qualifikationen. Oder sie tappen in die Dornröschenfalle und warten darauf, entdeckt zu werden, anstatt mit ihren Erfolgen auch mal “auf dicke Hose” zu machen. Doch es gibt jede Menge Strategien in meinem Buch, damit Frauen sich mit Stil, Souveränität und Weiblichkeit behaupten können.
Was sollten Frauen stattdessen tun?
Leinweber: Jeder der schon einmal in einem Unternehmen gearbeitet hat, weiß, dass persönliche Verbindungen unfassbar wichtig sein können – ganz gleich, ob man das nun als Community oder Vitamin B bezeichnen möchte. Das ist z.B. eine Strategie, die Frauen nutzen können, um erfolgreich durchzustarten: Alleine war gestern! Frauennetzwerke in männerdominierten Unternehmen sind wahre Schatztruhen des Potenzials, sowohl für die Firmen als auch für die darin tätigen Frauen. Sie schenken den Frauen nicht nur das Gefühl, gesehen und geschätzt zu werden, sondern stärken auch ihre Bindung und Zufriedenheit. Solche Netzwerke sind zudem auch Magneten für weibliche Talente.
In Ihrem Buch gibt es auch Top-10-Hacks, um in männerdominierten Branchen erfolgreicher zu sein. Können Sie daraus ein Beispiel geben?
Leinweber: Natürlich! Mein absoluter Lieblingshack lautet: Spotlight an! Wir Frauen haben oft die Tendenz, uns in bescheidener Zurückhaltung zu üben. Besonders dann, wenn wir uns in einer Umgebung befinden, die von Männern dominiert wird und in der männliche Kollegen oft viel Wirbel um ihre Erfolge machen. Doch ich möchte jede Frau ermutigen: Bitte versteck dich nicht (mehr)! Es ist an der Zeit auf die Bühne zu treten, um deine Erfolgsgeschichten zu teilen. Deine harte Arbeit und deine Erfolge verdienen Aufmerksamkeit, und das aus gutem Grund. Dies bedeutet nicht, dass Frau prahlen oder angeben soll. Es geht vielmehr darum, die Anerkennung der eigenen Leistungen zu erhalten und gleichzeitig die Sichtbarkeit und Präsenz im Business zu stärken. Und ja, als Frauen dürfen wir gern auch mal auf „dicke Hose“ machen, auch wenn wir keine Hosen tragen. Das Wirken und die Fähigkeiten verdienen es, im Rampenlicht zu stehen. Also, schreite selbstbewusst voran und zeige der Welt, was du kannst, liebe Lady!
Mit welchen Strategien können Männer und Frauen in der Wirtschaft gemeinsam voneinander profitieren?
Leinweber: Es gibt viele Maßnahmen, die Unternehmen jenseits der bereits etablierten Klassiker umsetzen können. Ganz wichtig finde ich z.B. Mentoring Programme, in denen nicht nur Frauen als Vorbilder für andere Frauen fungieren. Männliche Mentoren, die engagiert sind, können viel bewirken. Es geht bei diesem Mentoring keineswegs darum, als Frau die männlichen Geschäftspraktiken des Mentors zu kopieren. Vielmehr schafft die Zusammenführung unterschiedlicher Erfahrungen, sozialer Prägungen und Lebenswege einen Mehrwert, von dem sowohl der männliche Mentor als auch die weibliche Mentee profitieren können.
Was ist abschließend Ihr wichtigster Rat an die Leser?
Leinweber: Armdrücken war gestern! Ich betrachte mich nicht als Feministin, die Männer als „fiese“ Kerle bezeichnet, die den Frauen das Leben im Business schwer machen. Ganz und gar nicht! Mir geht darum, mit alten Vorstellungen aufzuräumen und Wege zu finden wie wir gemeinsam in der Wirtschaft erfolgreich sind. Denn eins ist Fakt: Starke Männer haben keine Angst vor starken Frauen. Und starke Frauen lassen Männer Helden sein. (mho)
Das Interview führte Markus Hofelich, Ressortleiter Versicherungen bei finanzwelt.