„Wie Frauen erfolgreich in Männerdomänen durchstarten“

22.02.2024

Foto: Buchcover Gabal Verlag / Autorin Kathrin Leinweber © Gabal Verlag / Kathrin Leinweber, Dominik Pfau

Die meisten Frauen sehen sich auch heute immer noch mit kleinen und großen Männerbastionen konfrontiert, sagt Autorin, Coach und Speakerin Kathrin Leinweber. Wie beide Geschlechter im Business-Alltag gemeinsam voneinander profitieren können, zeigt sie in ihrem Buch „Wie Frauen erfolgreich in Männerdomänen durchstarten“, das am 14. März im Gabal Verlag erscheint. Im finanzwelt-Interview erklärt Kathrin Leinweber, wie Frauen am besten mit Vorurteilen und tradierten Klischees umgehen sollten und welche Strategien für eine erfolgreiche Karriere am wirkungsvollsten sind.

Frau Leinweber, was hat Sie dazu bewogen, Ihr Buch mit dem Titel „Wie Frauen erfolgreich in Männerdomänen durchstarten“ zu schreiben? Welche Zielgruppe sprechen Sie vor allem an?

Kathrin Leinweber: Ich habe selbst als Ex-Finanzerin langjährige Erfahrungen in einer klassischen Männerdomäne sammeln dürfen. Von abgehängten Pirelli-Kalendern mit Pin-up-Schönheiten bis hin zu Kommentaren wie 'Ich kann Sie nicht einstellen, Sie sind zu attraktiv' habe ich ein breites Spektrum an skurrilen und teilweise humorvollen Anekdoten erlebt. Und oft genug stand ich zunächst da – völlig irritiert und handlungsunfähig - bevor ich meine eigenen Strategien im Umgang damit entwickelt habe. Diese möchte ich gern weitergeben, um alle Ladies zu ermutigen, in Bereichen durchzustarten, in denen eindeutig mehr Testosteron als Östrogen vorherrscht.

Trotz aller gesellschaftlicher Fortschritte in den vergangenen Jahrzehnten und der Anstrengungen des Gesetzgebers müssen Frauen immer noch meist härter arbeiten, um dieselbe Anerkennung und Vergütung wie ihre männlichen Kollegen zu erhalten. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Wo stehen wir heute?

Leinweber: Das liegt leider an unseren tradierten gesellschaftlichen Vorstellungen und Vorurteile. Der neueste UN-Bericht von 2023 gibt Aufschluss darüber, dass trotz gestiegenen Bewusstseins für Geschlechtergleichheit tief verwurzelte Vorurteile gegen Frauen in den letzten zehn Jahren unvermindert - ohne Anzeichen einer Besserung - bestehen. Viele zweifeln am Wert von Frauen in der Demokratie, sehen Männer als bessere Politiker an, bevorzugen höhere Bildung für Männer und glauben, Männer sollten bei Arbeitsplätzen und Führungspositionen bevorzugt werden. Ein Grund, warum wir von einem Fem-Dax, d.h. von einem neuen weiblichen Börsenindex, der nur Unternehmen berücksichtigt, die von Frauen geleitet werden, leider noch meilenweit entfernt sind.

Was sind die gängigsten Vorurteile und tradierten Klischees, mit denen Frauen im Berufsalltag leider immer noch zu kämpfen haben?

Leinweber: Es gibt typische Klassiker, mit denen Frauen konfrontiert werden und die echte Stolpersteine im Business Dschungel sein können, wenn wir mit ihnen nicht umzugehen weiß. Oft selbst gehört habe ich den Spruch: „Frauen sind doch zu emotional fürs Business.“ Sie gelten nach wie vor als weniger kompetent in technischen Bereichen. Frauen sind angeblich nicht durchsetzungsfähig und nicht verhandlungsstark. Leider hält sich immer noch das Vorurteil, Frauen sind weniger führungsstark. Und nicht zu vergessen ein absoluter Klassiker: „Sobald Frauen Kinder bekommen, sind sie weg vom Fenster.“

Häufige Hürden sind das Alphamännchen-Syndrom, Manterrupting, Hepeating, Stutenbissigkeit. Was versteht man darunter?

Leinweber: Das sind alles typische Business-Verhaltensmuster, in denen der ein oder andere Mann bzw. die ein oder andere Frau gern einmal tappt. Es geht gar nicht darum, dass Mann oder Frau sich bewusst so verhalten, doch am Ende des Tages verhindern sie die erfolgreiche Zusammenarbeit im Team – und das ist doch überall die Königsdisziplin. Das Alpha-Männchen-Syndrom beschreibt bspw. das sehr dominante Machtverhalten eines Kollegen oder Vorgesetzten. Damit darf Frau umgehen lernen, wenn sie in einer Männerdomäne arbeiten möchte.

Wie können Frauen ihre beruflichen Qualitäten überzeugend, selbstbewusst und feminin herausstellen?

Leinweber: Ich empfehle Frauen gern erst einmal herauszufinden, welcher Business-Frauen Typ sie sind. Von der Geschäftskatze, Kontaktkönigin, Planungsgöttinnen bis hin zur Friedensstifterin kann man in meinem Buch mit einem wunderbaren Test herausfinden, welcher Typ eher auf einen zutrifft. Ich möchte dabei Frauen keinesfalls in Schubladen stecken. Doch oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass es für Teilnehmerinnen meiner Trainings und Coachings einen großen Vorteil bietet, ihre Stärken zu kennen und zu wissen, wie sie auf andere – insbesondere männliche Kollegen – wirken. Wenn wir um unsere Stärken wissen, können wir diese fabelhaft einsetzen, um auch in einer männerreichen Business-Welt sehr erfolgreich zu agieren.