Werden die Generationen Y und Z Insurancer?
24.08.2020
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Y ist nicht gleich Z
All das passt wunderbar zu beiden Generationen, die angesprochen werden: Generation Y, auch „Millennials“ genannt, und deren Nachfolgegeneration Z. Beide gelten als „Digital Natives“, also als Jugend, die ganz natürlich mit der Digitalisierung aufgewachsen ist. Doch es bestehen auch Unterschiede. So sind die Millennials, geboren ungefähr zwischen 1981 und 1996, in einer Zeit zur Schule gegangen, in der Deutschland mit Massenarbeitslosigkeit zu kämpfen hatte. 2005 waren hierzulande rund 5 Millionen Menschen arbeitslos. Das entspricht einer Quote von 11,7 %! Seitdem sank die Quote dank eines bärenstarken Wirtschaftsbooms fast jedes Jahr bis auf nur 5 % im Jahr 2019. Diese Entwicklungen haben die Jugend beeinflusst. Viele der Millennials hatten schon mal Angst, nach der Schule keinen Job oder Ausbildungsplatz zu finden. Für die Generation Z ein relativ fremdes Gefühl. Dieses Jahr ist durch die Pandemie zwar alles anders. Aber zumindest bis vor kurzem wuchsen die Generation Zler in dem Bewusstsein auf, in der Karriereplanung die Qual der Wahl zu haben. Daher können sie es sich mehr als jede Generation zuvor leisten, Ansprüche zu formulieren. So betont fast jede Studie über Generation Z, dass sich viele in dieser Geburtenkohorte vom Arbeitsleben in erster Linie einen tieferen Sinn wünschen – und nicht Geld, Macht oder Status.
Nächste Station: Noch mehr Erfolg
Diese Besonderheiten finden ihre Beachtung in der GDV-Nachwuchsinitiative. So werden die Interessenten bei der Auswertung des Selbsttests in vier verschiedene „Karrieretypen“ eingeteilt – und mit entsprechenden Gründen für eine Karriere als „Insurancer“ umworben. Es gibt die Ausgeglichenen, die Verantwortungsbewussten, die Neugierigen und die Ehrgeizigen. So finden sich alle irgendwo wieder – von den verantwortungsbewussten „Sinn-Suchern“ zu den einkommensbewussten „Ehrgeizigen“. Leider spiegeln sich diese unterschiedlichen Motivationen nicht in den humorvollen YouTube-Videos wider. Stattdessen wird in jedem der vier Clips ein Traumberuf der Zielgruppe aufs Korn genommen. Lustig umgesetzt, aber ob das die Zielgruppe wirklich motiviert? Die Videos haben aktuell zwischen ca. 11.000 und rund. 33.000 Aufrufe. Zum Vergleich: Sieben Videos der BVG-Kampagne haben bei den Aufrufen die Millionenmarke geknackt. Dabei hat die BVG (Berliner Verkehrsbetriebe) in Berlin ein mindestens genauso „ausbaufähiges“ Image wie die Versicherungsbranche. Hier lohnt sich ein zweiter Blick. Bei diesen mega erfolgreichen Millionen-Videos handelt es sich um reine Image-Spots, die auf die Verbesserung der BVG-Reputation abzielen. Bei den Karriere-Clips zur Anwerbung von Azubis bewegen sich die View-Zahlen hingegen „nur“ zwischen rund 120.000 und ca. 390.000. Dieser Bereich sollte auch für die Rekrutierungsvideos der GDV-Initiative machbar sein. Um das BVG-Level zu erreichen, könnte eine Erhöhung des Werbebudgets schon einen spürbaren Unterschied machen. Inhaltlich sollte die Branche in Betracht ziehen, nach dem Beispiel der BVG die Rekrutierungsvideos durch lässige Image-Videos zu ergänzen. Wenn sie ein viraler Hit werden, unterstützt das auch die gesamte bisherige Kampagne. Der GDV sagt schließlich selbst, dass die Branche bei der Nachwuchsinitiative gegen eine negative Reputation ankämpfen muss. Besser geht immer. Aber die gute Nachricht lautet: Der GDV hat schon jetzt die richtige Richtung eingeschlagen. Vor allem zeigen das die Zugriffe auf Stellenanzeigen, die im Zuge der Initiative entstanden sind. „Mit den Zahlen sind wir sehr zufrieden“, resümiert Schmidt-Narischkin. „Endlich haben wir als Branche aufgehört, über all die dummen Vorurteile zu jammern und stattdessen angefangen, unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen“, lobt auch Feiling die GDV-Kampagne und freut sich, wenn sein Buch ebenfalls einen Beitrag dazu leisten kann. (sh)