Welche Überraschungen drohen 2018?

08.01.2018

Ib Fredslund Madsen, Chefstratege Jyske-Bank-Gruppe / Foto: © Jyske-Bank

Überraschung 1: Amtsenthebungsverfahren gegen Trump

Ein Amtsenthebungsverfahren gegen einen US-Präsidenten wegen Amtsvergehen ist eine hochpolitische Angelegenheit. Die Entscheidung über die Einleitung eines solchen Verfahrens wird im Repräsentantenhaus getroffen, wenn die Vergehen des Präsidenten „hinreichend kriminell" sind. Hat ein solcher Antrag eine Mehrheit im Repräsentantenhaus, finden die Anhörungen im Senat statt. Für die Amtsenthebung ist hier eine Zwei-Drittel-Mehrheit (67 Stimmen) erforderlich. „Da die Republikaner eine Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses haben, ist eine solche Anklage schwierig durchzusetzen. Sollten die Demokraten aber im November 2018 die Mehrheit im Repräsentantenhaus gewinnen, sähe die Situation anders aus. Viel hängt jedoch davon ab, wie die Ermittlungen in der Russland-Affäre fortschreiten", so Madsen. Ohne offensichtliches Vergehen mangelt es einem solchen Verfahren an rechtlicher Grundlage. Es gibt nur sehr wenige Präzedenzfälle, und nur während der Watergate-Affäre 1973/74 zeigte der Aktienmarkt laut dem Jyske-Experten eine nennenswerte negative Reaktion.

Überraschung 2: Kollaps des Bitcoin-Markts

„Wir haben kein Hauptszenario für Bitcoin, der Kurs der virtuellen Währung oder Kryptowährung, wie sie auch genannt wird, ist in diesem Jahr um etwa 1.000 Prozent gestiegen. Damit ähnelt die Kursentwicklung anderen Fällen einer Finanzblase. Ein Kollaps wäre absehbar, wenn die Behörden die Herstellung und die Verwendung von Kryptowährungen auf die eine oder andere Weise kriminalisieren würden", erläutert Madsen. Das US-Finanzministerium kann jährlich Einnahmen in Höhe von 70 Milliarden US-Dollar durch die Bereitstellung von Banknoten und Münzen verzeichnen. Diese ergeben sich im Grunde aus dem Nennwert des bereitgestellten Gelds abzüglich der Produktionskosten. Es ist unwahrscheinlich, dass Behörden freiwillig auf derartige Einnahmen verzichten. Was passiert, wenn der Handel mit Kryptowährungen zunimmt? Bei niedriger Inflation kann dies möglicherweise den Umsatz steigern, wenn nicht die Menge traditioneller Währungen reduziert wird. Mit steigender Inflation können vermehrte Transaktionen in Kryptowährungen jedoch eine unerwünschte inflationäre Wirkung haben. „Ein Absturz des Bitcoin-Kurses wird realwirtschaftlich gesehen keine Bedeutung haben", so Madsen.

Überraschung 3: „Explodierende" Inflation

Eine der überraschenden Seiten des amerikanischen Aufschwungs und des Rückgangs der Arbeitslosenzahlen auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2000 ist, dass die Inflation niedrig blieb. Wir gehen davon aus, dass die Inflation 2018 zwar zunehmen wird, aber nicht dramatisch. Im Grunde wären sowohl eine unveränderte Inflation auf dem derzeit niedrigen Niveau als auch ein dramatischer Anstieg eine Überraschung. Wenn sich aber die „Schleusen der Inflation" doch öffnen sollten und der Ölpreis beispielsweise auf über 100 US-Dollar ansteigen würde, würden sich die Zentralbanken übergangen fühlen. Dies wiederum würde zu einer deutlichen Anhebung der Zinsen führen, die den Aktienaufschwung ausbremsen würde. Einige Experten verweisen in diesem Zusammenhang auf die Mitte der 1960er Jahre mit stetig rückläufigen Arbeitslosenzahlen ohne Änderung der Inflation. Als jedoch die Arbeitslosigkeit auf unter vier Prozent fiel, wurde dies zum Auslöser einer steigenden Inflation.

Wie sollten sich Investoren also mit Blick auf das neue Anlagejahr aufstellen? „Wir empfehlen im Augenblick eine Risikonutzung mäßig über neutral in Form einer moderaten Übergewichtung von Aktien, einer neutralen Gewichtung von Schwellenländer- und Unternehmensanleihen und einer mäßigen Untergewichtung von traditionellen Anleihen", gibt Madsen Einblicke in die Allokationsstrategie.

Marktausblick von Ib Fredslund Madsen, Chefstratege Jyske Bank Gruppe