Wehe, wenn die Notenbanken die Kontrolle über die Zinsen verlieren
06.05.2019
Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.
Mit einem noch stärker zurück gehenden Wachstum könnten die Kreditprobleme der Amerikaner zutage treten. Denn insgesamt haben Staat, Unternehmen und Private ca. 70 Bill. Schulden aufgetürmt. Wer soll diese, plus die Neuschulden finanzieren? Die Chinesen und die Russen sicher nicht. Europäer und Schwellenländer können nicht und mit den Saudis legen sich die Amerikaner gerade an, in dem sie das „Nopec“-Gesetz installieren wollen, womit die Absprachen der Opec illegal und damit verklagbar würden. Als „Gegenmaßnahme“ haben die Länder angedroht, den US-Dollar als Ölwährung abzusetzen. Es werden dann weniger Dollar benötigt, da auch der Öl Käufer keine Dollar kaufen muss. Eine weitere Drohung ist die kräftige Ausweitung der Ölförderung, was zwar den Preis senken und der Welt Kosten ersparen, aber auch die meisten Fracking-Unternehmen der USA in Bedrängnis bringen würde.
Die erste Folge wäre ein sich kräftig abschwächender US-Dollar. Die FED müsste die Zinsen anheben, um den Währungsverfall aufzuhalten. Die steigenden Zinsen würden eine wachsende Zahl von Privatschuldnern und schwachbrüstigen Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit drücken. Experten schätzen, dass die Volumen von bestenfalls zweitklassiger Kredite bei rund 1.300 Mrd. liegen. Etwa die gleichen Volumen wie vor zirka zehn Jahren die faulen Immobilienkredite. Die Anleihe- und Aktienmärkte dürften einbrechen. Spätestens jetzt in dessen Folge auch der Immobilienmarkt. An den Kapitalmärkten entsteht ein Teufelskreis aus rezessiver Wirtschaft, steigender Zinsen und Inflation, fallender Immobilien-, Anleihen- und Aktienmärkten und einem einbrechenden US-Dollar.
Die Illusion eines dauerhaften Wachstums durch Geldschöpfung findet ein jähes Ende. Das Vertrauen weicht der Angst. In ähnlichem Umfeld stiegen die US-Zinsen Anfang der 80er-Jahre auf bis zu 15 Prozent. Allerdings hatte der Staat damals nur 1,3 Billionen Schulden (heute über 22 Bill.). Wenn jetzt noch die Asiaten, um weitere Kursverluste in Anleihen und Währung zu vermeiden, sich von ihren Dollar-Beständen trennen, …. Man sollte das Szenario gar nicht weiterdenken.
Die wahrscheinlich beste Vermögensversicherung in diesem Szenario heißt Edelmetalle. Bei Ausbruch einer solchen Krise könnte sich der Ablauf durch den wahnwitzigen Derivate-Markt (ca. 750 Bill.) so rasant beschleunigen, dass ein überlegtes Handeln unmöglich ist. Die Engagements in Gold und Silber sollten deshalb zuvor abgeschlossen sein. Vielleicht ist die derzeitige Schwäche die letzte Gelegenheit. Aber wer kann sich heute schon vorstellen, Goldkurs bei über 2.000 US-Dollar oder Silber über 50 US-Dollar, der Euro/USD bei über 1,80 oder der DAX unter 8.000? Keiner! Genau darin liegt die Gefahr.
Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH