Was sagt das hohe Niveau wirklich aus?

17.10.2019

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Jährliche Überprüfung

Einer Initiative für die Förderung von Nachhaltigkeit im Finanzsektor beizutreten ist das eine, die dort vereinbarten Grundsätze auch wirklich anzuwenden das andere. Deshalb werden die PRI-Unterzeichner seit 2014 jährlich dahingehend überprüft, ob die die Prinzipien für verantwortungsvolles Investieren auch einhalten. Die Einschätzung wird auf einer sechsstufigen Skala von A+ bis E getroffen. Manche Vermögensmanager haben ihre aktuellen Bewertungsergebnisse – zumindest teilweise – bereits veröffentlicht. Scope hat die öffentlich zugänglichen PRI-Bewertungsergebnisse des vergangenen Jahres von 16 Vermögensverwaltern betrachtet. Von diesen erzielten knapp 88 % im Modul „Strategie & Governance“ die Bestnote A+ und schneiden daher besser ab als der Median aller Asset Manager, der A beträgt. In der von Scope betrachteten Stichprobe haben sämtliche Asset Manager in der Anlageklasse Aktien ESG-Faktoren überdurchschnittlich gut in ihren Research- und Investmentprozess integriert. Zudem sind sämtliche Asset Manager hinsichtlich ihres Umfangs und Erfolgs ihres aktiven Aktionärsstums (Stimmrechtsausübung und Dialog mit den investierten Unternehmen) als überdurchschnittlich gut einzuschätzen. Die Hälfte aller Asset Manager wenden in den Anlageklassen „Staatsanleihen“ und  „Industrieanleihen“ ESG-Faktoren überdurchschnittlich gut im Research- und Investmentprozess an.

Dass sich die PRI-Mitunterzeichner seit mittlerweile fünf Jahren einer jährlichen Beurteilung unterziehen, wird von Scope als positiv bewertet. Zudem sei der abschließende Beurteilungsbericht sehr detailliert und geben über die erzielten Ergebnisse der Mitglieder in den einzelnen Modulen sowie den jeweiligen Median sämtlicher Ergebnisse Aufschluss.

Kritisiert wird von der Ratingagentur hingegen, dass die Beurteilung durch die PRI-Organisation rein aufgrund der Selbsteinschätzung der Unterzeichner erfolgt und bisher noch nicht von unabhängigen Dritten die Korrektheit der Daten erfolgt ist. Deshalb erzielen viele PRI-Unterzeichner in etlichen Modulen-Top Ergebnisse. Zudem kritisiert Scope, dass nicht alle bewertungsrelevanten Informationen, die in die Bewertung durch die PRI-Organisation einfließen, öffentlich zugänglich sind. Deshalb ist der Ratingagentur der Meinung, dass im Umgang mit dem PRI-Bewertungsbericht mehr Transparenz angebracht wäre.

Da es den Unterzeichnern frei steht, ihre Ergebnisse zu publizieren, würden laut Scope erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Vermögensverwaltern bestehen. So veröffentlichen viele ihre Ergebnisse überhaupt nicht, während manche ihre Ergebnisse teilweise veröffentlichen würden. Nur ein Bruchteil veröffentlicht ihren PRI-Bericht vollständig. Scope betrachtet es aber als wünschenswert, wenn die PRI-Organisation stärker auf ihre Mitglieder einwirken würde, dass deren Mitglieder ihre Bewertungsergebnisse möglichst allen Marktteilnehmern und möglichst vollständig zur Verfügung stellen würden. (ahu)