Was haben Flugdaten mit Firmenübernahmen zu tun?

14.08.2019

Konstantin Oldenburger, Analyst bei IG Europe / Foto: © IG Europe

Für Hedgefonds sind zukünftige Firmenübernahmen durch die Chance von Arbitrage-Gewinnen besonders interessant. Um in diesem Segment erfolgreich zu sein, sind vor allem aktuelle Informationen über mögliche Übernahmen essentiell. Findige Hedgefonds haben daher ein frühzeitiges „Alarmsystem“ entwickelt.

Der Buffett-Deal

Die Daten für das „Alarmsystem“ stammen aus dem Flugverkehr. So ist es zum Beispiel im Fall der Beteiligung von Warren Buffetts Berkshire Hathaway an Occidental Petroleum im Vorfeld aufgefallen, dass überraschend häufig das Privatflugzeug der Firma Occidental in Omaha, dem Firmensitz Buffetts, gelandet ist. Aus diesem Grund verfolgen laut Bloomberg Businessweek nun mehr Hedgefonds das Starten und Landen von Privatjets und werten Flugdaten aus. Potenziell bevorstehende Fusionen und Übernahmen können anhand dieser Beobachtungen zumindest in Erwägung gezogen werden.

Globaler Flugdaten-Zugang ab 2020

Daten über Verkehrsflugzeuge sind seit langem auf verschiedenen Online-Trackern der Luftfahrt öffentlich zugänglich. Jedoch gibt es circa 28.000 Privatjets, die von der öffentlichen Anzeige ausgenommen sind. Abhilfe schafft eine neue Technologie namens Automatic Dependent Surveillance-Broadcast (ADS-B). Ein Flugzeugtranspondercode wird für alle Flugzeuge ab 2020 verbindlich vorgeschrieben. Somit wird es möglich sein, mit den richtigen Antennen alle Daten zu erfassen und so fast den gesamten Flugverkehr zu beobachten.

Untersuchungen von Forschern der Universität Oxford und des Eidgenössischen Wissenschafts- und Technologiedepartements der Schweiz aus dem Jahr 2018 zeigen, dass dies, wie im Fall der Buffett-Beteiligung, eine lohnende Datenquelle sein kann. Flugzeuge von 36 börsennotierten Unternehmen wurden bei der Untersuchung lokalisiert. Aus den Datenmengen konnten die Forscher sieben tatsächliche Fälle von potenziellen M&A-Aktivitäten identifizieren.

Die ADS-B-Daten sind nicht nur für Hedgefonds nützlich. Es kann auch zur Verfolgung von Flügen autoritärer Führer und anderer Würdenträger, die Privatflugzeuge benutzen, verwendet werden.

Investments nur auf Grundlagen von Flugdaten zu tätigen, ist vielleicht etwas ambitioniert und gewagt. Es stellt jedoch wieder einmal die Kreativität und den Datenhunger der Hedgefonds-Industrie dar.

Marktkommentar von Konstantin Oldenburger, Analyst bei IG Europe