Was haben Ehepartner und Banken gemeinsam?

27.02.2020

Foto: © Pefkos - stock.adobe.com

Zu beiden ist die Bindung immer seltener ein Bund fürs Leben. Vor allem mittelständische Unternehmen denken über einen Bankwechsel nach und suchen zudem Alternativen zur klassischen Bankfinanzierung.

Zwischenmenschliche Beziehungen werden immer flexibler und bei jeder dritten Ehe heißt es inzwischen nicht mehr „Bis dass der Tod euch scheidet“, sondern eher „Bis der Richter euch scheidet“. Noch seltener als die lebenslange Ehe ist inzwischen die Bindung mittelständischer Unternehmen zur eigenen Hausbank, wie aus dem creditshelf-Finanzierungsmonitor 2020 hervor. In diesem gaben 56 % der befragten Finanzentscheider aus mittelständischen Unternehmen an, sich einen Wechsel der Hausbank vorstellen zu können oder diesen bereits geplant zu haben. Überhaupt sind die Banken längst nicht mehr unbedingt erster Ansprechpartner wenn es um Fragen der Finanzierung geht. „Die früher traditionell enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmensleitung und Firmenkundenberater der Hausbank wird schwächer. Heute stehen dem Mittelstand innovative Alternativen für Finanzierungs- und Payment-Lösungen zur Verfügung. Immer öfter übernehmen deshalb spezialisierte FinTech-Anbieter einen Aufgabenbereich, der früher als Hoheitsgebiet der Bank galt“, erläutert Dr. Daniel Bartsch, Vorstand und Gründungspartner von creditshelf. Dadurch werde es für Unternehmen einfacher, sich nach neuen oder ergänzenden Partnern umzusehen, die besser zum jeweiligen Profil und den sich verändernden Anforderungen passen.

Profiteur dieser Neuorientierung ist nach Meinung von Prof. Dr. Dirk Schiereck vor allem der Mittelstand. So hat der Leiter des Fachgebiets Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt beobachtet, dass vermehrt passgenaue und maßgeschneiderte Finanzierungslösungen zusammengestellt werden. „Hausbanken waren und sind in ihren Möglichkeiten meistens eher eingeschränkt. Jetzt stehen den Unternehmen neue Wege offen, um Investitionen zu stemmen oder finanzielle Engpässe zu überbrücken. Durch diese Alternativen verliert die Hausbank nach und nach ihren Status als exklusiver Partner — und wird damit auch austauschbarer“, erklärt Schiereck, der den „Finanzierungsmonitor“ seit seiner ersten Auflage im Jahre 2016 wissenschaftlich begleitet.

Daniel Bartsch sieht die Ergebnisse der Studie auch als ein Indiz dafür, dass sich Unternehmen mehr Flexibilität und Unabhängigkeit wünschen. „Alternative Finanzierungsmöglichkeiten sind stark nachgefragt. Mehr als die Hälfte der Unternehmen nutzt zum Beispiel Leasing. Aber auch die Lagerfinanzierung ist mit 36 % sehr beliebt. 70 % tun dies nach eigener Aussage deshalb, um die Unabhängigkeit von der Hausbank zu erhöhen.“ Die Emanzipation von der Hausbank wirke sich zudem vorteilhaft auf Finanzierungsverhandlungen aus, weil die Unternehmen selbstbewusster und offensiver auftreten könnten. „Früher war das Unternehmen oft in der Rolle des Bittstellers. Heute können sie sich häufig das beste Angebot aussuchen“, der creditshelf-Vorstand abschließend. (ahu)