Was gegen Kickbacks bei Fondspolicen getan werden kann

13.06.2022

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Das will Dirk Fischer allerdings nicht gelten lassen. „Auch wenn sich der potenzielle Kickback mathematisch nicht senkend in der Effektivkostenquote visuell bemerkbar macht, weiß jeder Versicherer, dass ihm ein Retailfonds einen Kickback zahlen müsste“, so der Patriarch-Geschäftsführer. „Wenn dieser dann nicht beim Versicherer aufschlägt, sondern einfach nur die teure Fondsklasse gelistet wird, würden seriöse Anbieter unter den Versicherern bereits das Fondslisting ablehnen.“ Um all das von vornherein zu vermeiden, schlägt der Fonds-Profi vor, in Schicht 3 so zu handeln wie in Schicht 1 und 2: nur ein Listing von kickbackfreien institutionellen Shareclasses oder Clean-Share-Classes zulassen, „um die minimalste Kostenbelastung für den Kunden dar-zustellen,“ erläutert Fischer. „So agieren wir bereits seit Einführung der IDD im Jahr 2018 beispielsweise innerhalb unserer Labelpolice, der A&A Super-fonds-Police, und kein Endkunde oder Vermittler hatte damit ein Problem.“

Diese konsequente Herangehensweise ist jedoch eher eine Seltenheit. „Die Kickback-Praxis ist sehr verbreitet,“ berichtet Mats Wejsfelt, Co-Gründer von Transparent Finanz. „90 % der Anbieter bieten aktiv gemanagte Fonds mit Tranchen an, die keine reduzierten laufenden Kosten haben.“ Da liege die Vermutung schon sehr nahe, dass ein Interessenkonflikt besteht. Bei vielen Gesellschaften werden laut Wejsfelt in der Angebotssoftware diese Fonds bzw. Portfolios mit den teuren Tranchen sogar als Voreinstellung angeboten.

Der Beginn eines Feldzuges?

Neben regulatorischer Korrektur durch den Staat und Eigeninitiative der Anbieter kann auch ein Kostenbewusstsein beim Kunden der Kick-back-Praxis Einhalt gebieten. Wenn der Privatanleger weiß, um wie viel Rendite ihn überhöhte Produktkosten bringen, wird er – zumindest unter rationalen Annahmen – einen anderen Anbieter wählen. Hier setzt der Service von Transparenz Finanz an. „Ich kann anhand der Erstellung eines finanzmathematischen Gutachtens, unter Berücksichtigung aller möglichen Kostenarten, aufzeigen, welche Kosten anfallen und wie hoch die Kosten der Verträge und Kapitalanlagen tatsächlich in Prozent und in Euro sind,“ fasst der Co-Gründer von Transparent Finanz, Kevin Egeler, zusammen.

Wie der Kampf gegen die Kickbacks nun tatsächlich weitergeht? Die BaFin hat in ihrer Kritik vom März zwar keine Maßnahmen genannt, die sie umsetzen will. Aber laut Versicherungsmonitor-Herausgeber Herbert Fromme sei das kein unübliches Verhalten der Finanzaufsicht. Mit dem Statement habe die Behörde vielmehr ihre Kampagne eröffnet und den Versicherern verdeutlicht, dass sie das Problem an-gehen werde. (sh)