Was Banken von FinTechs lernen müssen
12.06.2016
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Vertrieb vollkommen automatisieren
Da im Factoring-Geschäft täglich enorme Mengen an Daten wie Rechnungen, Stammdaten von Debitoren und Kunden, Angaben zu Limits und Auszahlungsvorgängen anfallen, ist es entscheidend für den Erfolg, diese schnell und trotzdem sicher zu bearbeiten. Eine hochgradig automatisierte Lösung, mit dem sich die Prozesse rund um den Ankauf offener Handelsforderungen digitalisieren lassen, ist hier am besten geeignet. Über Schnittstellen zu Kreditversicherern oder der Wirtschaftsauskunftei sollten dann alle für den Factoring-Prozess relevanten Daten automatisch abrufbar sein. Über ein an das System angeschlossenes Kundenportal können die Factoringnehmer bequem den aktuellen Stand der Rechnungsbearbeitung oder der Auszahlungsquote einsehen. Entscheidend ist für Banken vor allem, auch den Vertriebsprozess zu automatisieren. Denn die Identifikation und Qualifikation von Kundenkontakten ist in der Finanzbranche und speziell im Asset-Geschäft enorm aufwändig. Banken müssen eine besonders genaue Risikoprüfung ihrer Kunden vornehmen, um das Ausfallrisiko beim Factoring zu minimieren. Ohne Digitalisierung nimmt dies viel Zeit in Anspruch. Vom Vertriebsgespräch bis zur ersten Auszahlung vergehen oft Wochen – für den Fall, dass das Unternehmen die Prüfung überhaupt besteht. Kundenfreundlich ist das nicht. Und effizient ist es auch nicht: Denn erst betreiben Banken viel Aufwand, um an Neukunden zu kommen, um sie dann nach aufwändiger Prüfung wieder auszuschließen. Das ist teuer und frustrierend für alle Beteiligten.
FinTechs brauchen starke IT
IT-Lösungen, mit im System hinterlegten Parametern, ermöglichen es, direkt am Bildschirm den Vertrag anzulegen Die IT prüft auf zugelassene Branchen, Bonitätskriterien und Limit-Konditionen. Auf diese Weise können Banken ihr Portfolio zudem beliebig steuern. Die benötigten Informationen holt sich das System aus hinterlegten Quellen. Dauerte der Abschluss eines Factoring-Vertrages früher bis zu 3 Monate, kann dieser mit solchen Direktlösungen im Beratungsgespräch unterschrieben werden. Und noch etwas sollten Banken im Blick haben, wenn sie auf den Digitalisierungstrend aufsetzen: Die eingesetzte IT sollte die steigenden Anforderungen an das Berichtswesen vorschriftsmäßig erfüllen. Banken brauchen dazu hochmoderne, zukunftsfähige IT-Systeme, die sich an die sich ständig verändernden Anforderungen anpassen lassen. Die Zeit der Individuallösungen und Kleinsysteme ist vorbei. Erforderlich sind stattdessen flexible ERP-Systeme mit globaler Kompetenz. Solche Standard-Lösungen schaffen zudem die unbedingt erforderlichen Grundlagen für ein einheitliches IT-System innerhalb einer Bankengruppe – egal ob lokal, national oder global. Übrigens: Diese Vorgaben des Kreditwesengesetzes könnten für die FinTechs zum Fallstrick werden. Denn die FinTechs haben hier ihre Hausaufgaben meist noch nicht gemacht: Hinter den schönen Oberflächen wird oft noch mit selbstgebastelten Individuallösungen hantiert. Um langfristig am Markt zu bestehen, brauchen sie aber zuverlässige und leistungsfähige IT-Systeme. Andernfalls ist es mit dem Wachstum schneller wieder vorbei, als ihnen lieb ist.
Otto Johannsen Geschäftsführer fidis GmbH
(Was Banken von FinTechs lernen müssen / finanzwelt 03/2016)