Wall Street: Wenn die Millennials zur Finanzmacht werden
04.11.2020
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Was geschieht nach dem Tod?
In Deutschland heißen die Player in diesem Segment z.B. Trade Republic, Justtrade oder Gratisbroker. Trade Republic hatte im April 2020 bereits 150.000 Nutzer – aktuellere Zahlen will das Unternehmen nicht herausgeben. Allerdings nicht aus Scham vor Verlusten. Ganz im Gegenteil: Corona hat das Geschäft der meisten Broker noch kräftig befeuert! Niedrige Kurse und Lockdown-Langeweile haben die Attraktivität des Einstiegs erhöht.
Ein Drittel der Nutzer von Trade Republic haben vorher noch nie in Aktien oder ETF investiert. Durchschnittsalter aller Kunden des Unternehmens: Mitte 30. Genau die Millennials. Angesichts dieser Entwicklungen sehen klassische Vermögensverwalter schwarz. Die meisten von ihnen, die an einer Umfrage von Accenture teilnahmen, erwarten ein Drittel des Vermögens ihrer Kunden zu verlieren, wenn der Erbfall eintritt.
Bob Dylans Prophezeiung
Manche etablierten Akteure hingegen versuchen mitzuhalten. So hat Morgan Stanley 2019 das kanadische Fintech Solium für 900 Millionen Dollar gekauft. James Gorman, Chef der US-Großbank, bezeichnet die Übernahme als Gelegenheit, „Beziehungen zu jüngeren Teilen der Bevölkerung aufzubauen und diesen Menschen bereits in jungen Jahren beim Vermögensaufbau behilflich zu sein.“
Damit dies gelingt, müssen sich die Vermögensverwalter aber auch inhaltlich auf die Überzeugungen der Millennials einstellen. Laut Deloitte finden 87 % dieser Generation, dass Unternehmen nicht nur an ihrer wirtschaftlichen Performance gemessen werden sollten. Und Morgan Stanley selbst hat herausgefunden, dass unter-35jährige mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit ein Investment abstoßen, wenn sie es nicht ESG-konform finden. All dies zeigt der Wall Street, was Bob Dylan schon 1964 sang: The Times They Are a-Changin’. (sh)