Wake me up, bevor you go go…
02.12.2019
Stefan Häseli, Kommunikationstrainer, Keynote-Speaker, Moderator und Autor / Foto: © Stefan Häseli
Braucht es eine neue Sichtweise?
Jetzt beginnt mein Gegenüber meist zu nicken und meint: „Schon gut, das reicht – Sie dürfen kommen.“ Was mich grundsätzlich freut – aber nicht nur. Denn: Warum braucht ihr Vertriebler immer zuerst den absoluten Tatbeweis, dass einer von euch kommt? Braucht ihr wirklich solche Stories? Warum kann nur jemand, der selbst genau DAS verkauft hat, euch sagen, wie ihr es allenfalls besser verkauft? Ich mach mir das zu Nutze und verkaufe so meine Dienstleistung.
Aber Hand aufs Herz: Das wäre doch nicht nötig! Vielleicht bringt gerade jemand, der „nur“ ein guter Coach ist, den Verkäufer auf eine Idee, wie er mit Kunden anders umgehen kann. Vielleicht bringt gerade jemand, der das Produkt vor allem aus Kundensicht kennt, eine neue Sichtweise?
Liebe Verkäufer: Es geht nicht darum, Leistung zu schmälern. Es geht darum, folgendes aufzuzeigen: Besser wird nicht der, der darauf wartet, bis ihm jemand sagt, dass es nichts mehr Besseres gibt, als das, was er eh schon lange tut. Seinen Horizont erweitert man nicht, wenn man immer aus dem gleichen Teich schaut. Wirklich besser und erst recht für die Zukunft gerüstet ist derjenige, der in kritischer Selbstreflektion sich wahrlich hinterfragt. Und das immer wieder aufs Neue.
Selbstreflektion als höchste Qualifikation
Selbstreflektion – auch in der Aktion – ist eine der höchsten Qualifikation von Verhaltenstrainings. Und etwas, das beispielsweise Schauspieler bis zum Exzess betreiben. Ich kenne niemanden, der das besser kann. Ein ganzes Semester lang wird ausschließlich die Selbstreflektion geübt. Das ist hart, das ist langweilig – das ist aber auch hochwirksam, weil es die Basis legt für alles andere, das folgt.
Das geht schlussendlich soweit, dass der Schauspieler jederzeit weiß, wo er zum Beispiel gerade seinen Blick hinwirft und warum er das tut. Dass er die Hand gerade jetzt in der Hosentasche hat und auch warum er sie dort hat. Unmittelbar – nicht erst danach. DAS ist die hohe Kunst der Selbstreflektion und die kann nur stattfinden, wer sich löst vom Gedanken, dass er ja so oder so alles richtig macht. Vielleicht bringt euch ein Schauspieler, der nie selbst im Außendienst stand, tatsächlich im Moment mehr bei als ein ehemaliger Sales-Crack. Nicht, um eine mögliche Bühnenperformance zu optimieren, sondern indem er vom harten Alltag der Selbstreflektion erzählt. Und so mancher Coach ist in der Lage, bei anderen Menschen eine gute Atmosphäre zu schaffen und gleichzeitig fordernd zu sein.
Fazit
Die Zeiten sind neu – jedoch nicht härter für diejenigen, die sich selbst ständig hinterfragen und reflektieren. Alle anderen wissen nicht mal, was sie verpassen. Wo also steckt Ihr Bewusstsein? Tun Sie unter Umständen bereits alles jetzt schon? Herzlichen Glückwunsch, wenn Sie als Vertriebler diesen Text bis zum Schluss gelesen, haben. Dann wissen Sie wohl, dass es unter Umständen eben doch auf Details ankommt und man nie auslernt. Darum meine Bitte: Sagt es denen weiter, von denen ihr meint, sie hätten es nötig. Und wenn ihr möchtet, legt noch eine Rex-Gildo-VHS-Kassette dazu – ich hätte noch einige vorrätig…
Kolumne von Stefan Häseli, Kommunikationstrainer, Keynote-Speaker, Moderator und Autor