"Wachstum wird langsamer, aber Welt wird nicht untergehen"
26.06.2019
Stefan Kreuzkamp, Chief Investment Officer der Deutschen Asset Management / Foto: © Deutsche Asset Management
Abwärtsrisiken für Aktien wegen Handelskonflikt
Andre Köttner, Co-Leiter des globalen Aktiengeschäfts der DWS, verwies in seinem Ausblick auf das Bewertungsniveau von US-Anteilscheinen, das sich gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis derzeit auf 17,7 belaufe, während der historische Durchschnitt bei 16,0 liege. „Angesichts der weiter niedrigen Zinsen und der damit fehlenden Anlagealternativen ist das aber noch in Ordnung. Allerdings sehen wir angesichts der Rally seit Jahresanfang gewisse Abwärtsrisiken“, sagte er.
Noch dazu würden mittlerweile die Unternehmensgewinne vom Handelskonflikt zwischen den USA und China belastet. „Der chinesische Technologiekonzern Huawei ist von den USA auf die schwarze Liste der Unternehmen gesetzt worden, mit denen keine Geschäfte gemacht werden dürfen. Allerdings verarbeitet Huawei 7 % des weltweiten Angebots an Halbleitern, was sich mittlerweile in den gesenkten Prognosen von mehreren US-Halbleiterherstellern niedergeschlagen hat“. Für den Gewinn der Unternehmen aus dem S&P 500 bezifferte er die negativen Folgen auf drei Prozentpunkte, sodass sich der durchschnittliche Gewinn je Aktie im dritten Quartal wohl nur noch auf 2 % und im vierten Quartal nur noch auf 4 % belaufen werde. „Die bislang für das zweite Halbjahr erwartete kräftige Erholung erscheint vor diesem Hintergrund weniger wahrscheinlich“, so Köttner.
Chancen sehe er vor allem bei hoch kapitalisierten Wachstumswerten aus den USA und Aktien aus dem globalen Finanzsektor, bei denen bereits viel Negatives eingepreist sei. Im Technologiesektor sollten Anleger vor dem Hintergrund der Verwerfungen durch den Handelskonflikt Papiere von Halbleiterherstellern meiden und stattdessen Software-Anbieter bevorzugen.
Gold und Yen als Diversifikatoren für Multi-Asset-Portfolios
Christian Hille, Leiter Multi Asset bei der DWS, riet Anlegern zu erhöhter Vorsicht. „Nachdem in den ersten vier Monaten des Jahres nahezu alle Anlageklassen Kursgewinne verbucht haben, war das leichte Spiel in den Monaten April bis Juni schon wieder vorbei und Diversifikation war der Schlüssel zum Erfolg.“ Vor diesem Hintergrund sollten sich Anleger gleichzeitig offensiv und defensiv aufstellen. Als Diversifikator für die defensive Seite empfahl er Gold, das eng mit dem US-Realzins korreliert. Darüber hinaus sollten Investoren erwägen, den Yen einzusetzen, der häufig mit der Aktienmarktvolatilität gleichlaufe, die zunehmen werde.
Auf der offensiven Seite seien Aktien aus den Schwellenländern attraktiv. „Setzt man das Kurs-Gewinn-Verhältnis in Relation zum Gewinnwachstum, sind Schwellenländer rund 40 % preiswerter als der MSCI-World-Index“, so Hille. Auch auf der Anleihenseite seien die Emerging Markets für Multi-Asset-Anleger am interessantesten. „Ein Vergleich der Risikoprämien von Hartwährungs-Staatsanleihen aus den Schwellenländern und US-High-Yield-Papieren zeigt, dass zwar der Spread bei US-Hochzinsanleihen etwas höher ist, die Bewertung von Emerging-Markets-Schuldtiteln aber niedriger ist und das Index-Universum zu mehr als 50 % aus Emittenten mit Investment-Grade-Rating besteht.“ (ahu)