VuV: Digitalisierung ist eine Chance für Anleger und Branche

19.10.2015

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Der Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V. (VuV) hat die aufgekommene Diskussion über die mögliche Bedrohung der individuellen Betreuung durch die Digitalisierung aktiv aufgegriffen.

(fw) Im Rahmen des jährlich durch den Verband ausgerichteten Marketingseminars wurden die sich ergebenden Chancen und Risiken für die Branche der Vermögensverwalter herausgearbeitet.

Andreas Grünewald, Vorstandsvorsitzender des VuV, kommt zu einem differenzierten Urteil: „Das erhebliche Potenzial von digitaler Finanztechnologie (FinTech) ist offenkundig. Eine Gefahr für die Vermögensverwalter kann ich allerdings nicht erkennen. Ein zentrales Element unabhängiger Vermögensverwaltung sind die persönliche Nähe zum Kunden und das sich entwickelnde Vertrauen. Dieses Vertrauen ist nicht digitalisierbar. Größere Probleme im künftigen Kampf um die Kunden sehe ich daher auf Seiten der anonymeren Banken. Viele Kunden klagen über die häufigen Wechsel der Bankberater. In Bereichen, in denen die wichtige Bindung zwischen Berater und Kunde fehlt, können sich FinTech-Unternehmen zu einer ernstzunehmenden Alternative entwickeln.“

Gleichermaßen relativiert Grünewald die Gefahr durch virtuelle Vermögensverwalter auf Basis von Algorithmen: „Auch wenn viele dieser Robo-Advisors noch in den Kinderschuhen stecken, dürfen virtuelle Lösungen keinesfalls unterschätzt werden. Für den Erfolg wird neben der Performance auch die Transparenz entscheidend sein. Abzuwarten bleibt zudem insbesondere, wie gut Algorithmen bei Strukturbrüchen, komplexen Anforderungen und in turbulenten Marktphasen funktionieren. Finanzmärkte halten sich nicht an Vorgaben mathematischer Modelle – Emotionen, Motivationen und Herdentrieb sind Schlagworte, die es zu berücksichtigen gilt. Finanzmärkte sind soziale Systeme und somit interaktiv und reflexiv“.

Die größte Schwachstelle digitaler Lösungen sieht Grünewald in der mangelhaften Beratungsleistung: „Im Vorfeld der Vermögensverwaltung bedarf es mehrerer, oftmals sehr ausführlicher Gespräche zwischen Mandant und Vermögensverwalter. Die konkrete Vermögenssituation, persönliche Anlageziele, individuelle Risikobereitschaft und bisherige Anlageerfahrungen müssen systematisch erfasst werden. Im persönlichen Gespräch erleben wir es öfters, dass sich der Mandant diesbezüglich über- oder auch unterschätzt. Außerdem werden gemeinsam das passende Chance-Risiko-Profil sowie die angedachte Zusammenstellung und Ausrichtung der Investments besprochen. Zudem wird der Mandant umfassend über die Risiken und die entstehenden Kosten aufgeklärt, bevor alle wesentlichen Faktoren inklusive der individuellen Anlagerichtlinien schriftlich fixiert und dokumentiert werden. Die ausführliche Erstberatung ist somit ein sehr komplexer und individueller Vorgang, den die digitalisierte Vermögensverwaltung nicht ausreichend abbilden kann. Analog zur Medizin braucht es eine umfassende Anamnese, treffsichere Diagnose und anschließend eine sachgerechte ‚Behandlung‘ – und das im persönlichen, individuellen Austausch.“

Dennoch könne man die Digitalisierung nicht aussitzen, so Grünewald: „Mit der Digitalisierung müssen sich unsere Mitglieder zwingend auseinandersetzen. Die digitale Revolution ist im vollen Gange und lässt sich nicht aufhalten.“ Besonders wichtig sei es, die Digitalisierung vor allem als Chance zu verstehen: „Allen Vermögensverwaltern muss bewusst sein, dass sich die Anforderungen ihrer Kunden verändern – etwa hinsichtlich digitaler Kommunikationswege. Wenn wir die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung gezielt nutzen, können wir unser Dienstleistungsangebot erweitern. Kommunikation via Video-Chats und Social Media, Webinare und lebendige Webseiten sind nur wenige Beispiele für mögliche Ansatzpunkte, von denen unsere Kunden profitieren werden.“

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