Von Raketen und Rohstoffen

03.03.2022

Erik Knutzen Chief Investment Officer - Multi Asset Class Neuberger Berman Group LLC / Foto: © Neuberger Berman

  • Russland gilt als einer der wichtigsten Rohstoff-Exporteure
  • Strafmaßnahmen und Sanktionen gegen Russland werden langfristige wirtschaftliche Auswirkungen haben
  • Als Folge werden die Rohstoffpreise steigen

Der russische Einmarsch in die Ukraine ist auch für die Finanzmärkte eine Herausforderung. Zuvor hatten schon die hohe Inflation und die steigenden Zinsen für Unruhe gesorgt.

Selbst wenn die russischen Truppen schnell Fakten schaffen – womit zurzeit eher weniger zu rechnen ist –, werden die notwendigen Strafmaßnahmen und Sanktionen gegen Russland langfristige wirtschaftliche Auswirkungen haben.

Einige große Themen werden dadurch noch wichtiger – nicht nur die voraussichtlich stärkeren Konjunktur- und Marktschwankungen, sondern auch eine gegenüber 2021 höhere Inflation bei schwächerem Wachstum. Die Teuerung dürfte höher sein, als es in den gesamten letzten 20 Jahren der Fall war. Auch ein weiteres Asset-Allokations-Thema wird dadurch noch wichtiger: Rohstoffe sollten wieder ein maßgeblicher Portfoliobestandteil werden.

Russland: Ein wichtiger Exporteur

Die russischen Exporte betragen selten mehr als 500 Milliarden US-Dollar im Jahr. Bei einem Welthandelsvolumen von etwa 30 Billionen US-Dollar scheint das nicht viel.

Bei Rohstoffen sieht es jedoch ganz anders aus: Sie machen fast 40 Prozent der russischen Exporte aus. Der Streit um Nord Stream 2 zeigt, wie wichtig Russland für die Energieversorgung Europas ist. Das Land ist aber auch ein wichtiger Exporteur von Aluminium – ein bereits jetzt knappes Gut – sowie von Palladium, Platin, Nickel und Kupfer. Sowohl Russland als auch die Ukraine sind wichtige Weizenlieferanten. Sanktionen und Lieferstörungen könnten das Angebot an diesen Rohstoffen in den nächsten Monaten verringern.

Es gab einige Gründe warum Rohstoffe schon vor der letzten Woche ein zentrales Thema für die Asset-Allokation waren. Vor einem Jahr berichtete Neuberger Berman über die traditionelle Korrelation von Rohstoffpreisen und Inflation. So erklärte der Vermögensverwalter zuletzt, dass die Rohstoffpreise vor allem bei der Kombination aus hoher Inflation und einem schwachen oder nachlassenden Wirtschaftswachstum stark zulegen.

In den nächsten Monaten und Jahren rechnet man bei Neuberger Berman mit weniger Wachstum und mehr Inflation – nicht zuletzt weil, die Notenbanken jetzt trotz der schwächeren Konjunktur die Inflation dämpfen müssen. Eine Rezession in den USA bildet noch immer nicht das Hauptszenario, doch könnte der russische Einmarsch in die Ukraine das Wachstum dämpfen und, wichtiger noch, für mehr Inflation sorgen.

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