"Virtuelle Veranstaltungen sind eine große Chance"

10.08.2020

Jörg Röckinghausen, Vorstand DEFINET AG / Foto: © DEFINET

finanzwelt: Um an einer virtuellen Vertriebsveranstaltung teilnehmen zu können, müssen Vermittler über eine ausreichend starke und stabile Internetverbindung verfügen. Gerade in ländlichen Regionen in Deutschland ist das aber noch immer nicht ganz gegeben. Besteht die Gefahr, dass Vermittler aus diesen Regionen dann den Anschluss zum Markt verlieren?

Röckinghausen: Ein leidiges, mittlerweile nerviges Thema. Deutschland ist im Netzausbau Schlusslicht in der EU. Das ist auch ein Hindernis für Finanzberater, ganz klar. Auch für die Online-Beratung. Wollen wir mal optimistisch sein und hoffen, dass sich durch den Aufbau der 5G-Netze kein Berater und keine Beraterin mehr abgehängt fühlen müssen.

finanzwelt: Präsenzveranstaltungen bieten immer die Möglichkeit zum persönlichen Kontakt, sind allerdings mit dem Nachteil verbunden, dass die Anreise hierzu immer zeit- und auch kostenaufwendig ist. Bei virtuell abgehaltenen Veranstaltungen ist es genau umgekehrt. Wie wird Ihrer Meinung die Entwicklung in der Post-Corona-Zeit sein?

Röckinghausen: Nachdem wir nun schon eine Reihe an Veranstaltungen im Finanzvertrieb organisiert haben zeichnet sich ab, dass es ohne Präsenzveranstaltungen auch künftig nicht gehen wird. Der persönliche Kontakt bleibt einfach wichtig, und das ist gut so. Wir haben aber auch die Erfahrung machen dürfen, dass die Teilnehmerzahl bei Online-Veranstaltungen im Vergleich zu den früheren Präsenzveranstaltungen spürbar gestiegen ist. Bei vier größeren Veranstaltungen im Jahr könnte es auf ein Misch-Verhältnis von drei virtuellen zu einer Präsenzveranstaltung hinauslaufen. Vielleicht auch auf ein Verhältnis von 2:2. Übrigens werden auch Präsenzveranstaltungen künftig vor größeren logistischen Herausforderungen stehen, aufgrund der gestiegenen Hygienestandards.

finanzwelt: Wann die Coronazeit vorbei sein wird und damit Großveranstaltungen wieder möglich sind, kann niemand ernsthaft prognostizieren. In wie weit könnte ein gewisser Gewöhnungseffekte an virtuelle Veranstaltungen eine Rolle spielen bei der künftigen Nachfrage nach diesen?

Röckinghausen: Wir werden uns in der Post-Corona-Zeit an einige Änderungen gewöhnen müssen. Und denen sehe ich grundsätzlich positiv entgegen. Virtuelle Veranstaltungsformate zeigen die unglaubliche Beschleunigung der Digitalisierung. Im Angebot der digitalen Möglichkeiten, sei die virtuelle Großveranstaltung oder das cloudbasierte Büro, liegen große Chancen von Service-Dienstleistern wie uns. Denn an mehr Effizienz, an weniger administrativen Ballast, an eine bessere Wirtschaftlichkeit und letztlich an mehr Zeit wird sich unsere Branche gern gewöhnen wollen. (ahu)