Viele Baustellen

02.03.2021

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Spätestens als die Deutschen aufhörten, genügend Kinder in die Welt zu setzen, musste jedem Politiker klar sein, dass die umlagenfinanzierte gesetzliche Rentenversicherung auf einen Blackout zusteuern wird. Den Bürgern übrigens auch. Seitdem wird herumgedoktert, doch nicht einmal die Grundrente funktioniert einwandfrei. Und nun?

Mehr als die Hälfte der Bundesbürger im erwerbsfähigen Alter glaubt, im Rentenalter Abstriche an ihrem Lebensstandard machen zu müssen. Das ergab eine Umfrage des digitalen Versicherungsmanagers CLARK zusammen mit dem Befragungsinstitut YouGov im vergangenen Jahr. Besonders pessimistisch blicken Menschen zwischen 35 und 44 Jahren in die Zukunft: Jede/r zweite Befragte dieser Altersgruppe fürchtet, über den Renteneintritt hinaus arbeiten zu müssen. Besonders alarmierend: Über alle Altersgruppen hinweg hält es jede/r vierte Befragte für wahrscheinlich, dass das Rentensystem in Deutschland zusammenbricht. Vor allem die 35- bis 44-Jährigen sowie die 25- bis 34-Jährigen gehen von dieser Prognose aus: In diesen Altersgruppen glauben mehr als vier von zehn Befragten, dass der Staat ihnen später keine Rente mehr zahlen kann. Zum Vergleich: Menschen über 55 gehen mehrheitlich davon aus, eine Rente zu erhalten (56 %). Trotz dieser Ängste planen die Deutschen ihre Altersvorsorge nur zögerlich. Durchschnittlich jeder fünfte Befragte der CLARK-Studie gibt an, sich noch nicht um seine Altersvorsorge gekümmert zu haben. Immerhin: Ebenso viele Befragte verfügen über eine betriebliche Altersvorsorge. Rund ein Drittel der Befragten hat eine klassische, private Rentenversicherung abgeschlossen. Die Riester-Rente dagegen ist bei den Deutschen nicht besonders beliebt: Nur 18 % der Befragten „riestern“ noch.

Immobilien sind eine gefährliche Altersvorsorge

Kein Wunder, dass Fachleute hier dringenden Nachbesserungsbedarf sehen (Lesen Sie hierzu den Beitrag zur geförderten Altersvorsorge auf S. 50). Die gesetzliche Rente reicht jedenfalls für viele Menschen vorne und hinten nicht, um ihren gewohnten Lebensstandard zu halten. Der Immobilienboom der vergangenen Jahre hat allerdings offenbar dazu beigetragen, dass die Deutschen den Besitz einer Wohnung oder eines Hauses mit Blick auf das Alter als erstrebenswert erachten. Zwar nennen lediglich 16 % eine Immobilie zur Altersvorsorge ihr Eigen. Aber 27 % halten Immobilienbesitz für den besten Ansatz, um eine drohende Rentenlücke zu schließen. Besonders die Jüngeren neigen zu dieser Einstellung: Bei rund einem Drittel aller Befragten zwischen 18 und 44 stehen Immobilien besonders hoch im Kurs.

Auf den ersten Blick erscheint das Eigenheim tatsächlich als ein guter Grundstein für die Absicherung im Alter. Aber aufgrund laufender Kosten, zum Beispiel für die Instandhaltung und der Abhängigkeit vom Immobilienmarkt, sollten sich Verbraucher im Alter nicht ausschließlich auf ihr Eigenheim verlassen. Es ist daher ratsam auf mehrere verschiedene Altersvorsorgeprodukte zu setzen. Ein weiteres Ergebnis der Umfrage betrifft Unterschiede zwischen den Geschlechtern. 40 % der Frauen können oder wollen keine Aussage darüber machen, wie sich Rentenlücken am besten schließen lassen. Bei den Männern sind es 28 %. Ähnlich groß ist der Gender-Gap bei der Frage, ob nach Renteneintritt ein Job notwendig werden könnte: 39 % der Frauen und 29 % der Männer gehen davon aus. Außerdem scheuen Frauen eher als Männer vor Vorsorgestrategien zurück, die potenziell mit höheren Risiken einhergehen. Halb so viele Frauen wie Männer nutzen für die Altersvorsorge beispielsweise Aktien (13 %), fondsgebundene Rentenversicherungen (7 %) oder ETFs (6 %). Offensichtlich haben viele Berater ihren Job bislang nicht richtig gemacht.

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