Vertrauen in Politiker schwindet

04.02.2021

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Seit knapp einem Jahr befindet sich Deutschland in der Corona-Krise – und außer immer neuer massiver Einschränkungen hat die Politik bislang wenig unternommen, um das Problem zu lösen. Der Rückhalt der Bevölkerung schwindet immer mehr – auch wegen des schleppenden Impfstarts. Das zeigt die R+V-Studie „Die Ängste der Deutschen“.

Im März 2020 überschlugen sich in Deutschland die Ereignisse: Nachdem die Corona-Pandemie erst lange als weit weg angesehen wurde, beschloss die Politik innerhalb weniger Wochen immer neue Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie – nämlich massive Einschränkung von Grundrechten.  Deutlich weniger beschlossen wurden hingegen alternative Konzepte, die deutlich weniger Nebenwirkungen haben. Während die Politik anfangs noch mit der Schutzbehauptung durchkam, dass man so eine Situation noch nie erlebt habe (weil vorherige Pandemien in Deutschland sich nichts ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben) und deshalb noch eine hohe Zustimmung erhielt, hat sich die Situation mittlerweile deutlich gewandelt. So sagten in der von der R+V durchgeführten Studie „Die Ängste der Deutschen“ 59 % der ca. 1.000 Befragten, dass sie befürchten, die Politiker seien mit ihren Aufgaben überfordert – ein Anstieg um 14 Prozentpunkte gegenüber der Umfrage im Sommer. „Die Kritik am Krisen-Management von Bund und Ländern spiegelt sich auch im nachlassenden Vertrauen in die Politiker“, so Professor. Dr. Manfred G. Schmidt. Der Politikwissenschaftler an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, der die R+V-Studie seit Jahren begleitet, glaubt dass dieser Wert in Zukunft noch steigen könnte: „Die von vielen Menschen als hochgradig kritisch eingestufte Impfsituation dürfte den Unmut über die Politik weiter in die Höhe treiben.“ Das von Politik und Wissenschaftlern verbreitete Narrativ, dass ausschließlich Impfung der Pandemie ein Ende setzen, sorgen auch für Ängste innerhalb der Bevölkerung: So gaben 58 % der Umfrageteilnehmer an, dass sie immer wieder kehrende Lockdowns befürchten, bis alle geimpft sind.

Wachsende Sorge vor Ansteckung

Die seit Sommer deutlich gestiegenen Infektionszahlen haben wenig überraschend die Angst vor einer Corona-Erkrankungen noch oben getrieben: So fürchten in der aktuellen Befragung 48 % der Studienteilnehmer, dass sie sich selbst oder ihre Familie und Freunde mit Covid-19 infizieren könnten, ein Anstieg um 16 Prozentpunkte gegenüber der Sommerumfrage. Die gestiegene Angst ist auch darauf zurückzuführen, dass die Befürchtung steigt, die Corona-Maßnahmen würden nicht mehr so eingehalten werden wie es noch zu Beginn der Fall war: 60 % der Umfrageteilnehmer haben Angst, dass immer mehr Menschen die Regeln missachten. Das ist der höchste Wert der diesjährigen Sonderumfrage. „Der Widerstand gegenüber den staatlichen Beschlüssen zur Pandemie-Bekämpfung wächst. Dass viele Kritiker ihren Unmut äußern, indem sie die Corona-Maßnahmen ignorieren, löst bei vielen Menschen große Ängste aus“, so Prof. Dr. Manfred G. Schmidt.

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