Vermittlerschwund durch Corona?
22.07.2020
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Diesen Schluss legt eine Studie von EY Innovalue nahe. Zudem dürften viele Versicherungssparten mit deutlichen Rückgängen zu kämpfen haben – manche sogar über viele Jahre.
Das Coronavirus hat die Welt in eine beispiellose Sozial- und Wirtschaftskrise gestürzt, deren Folgen noch völlig offen sind. Gerade die Versicherungsbranche leidet enorm unter den massiven Nebenwirkungen, die für die Eindämmung der Pandemie getroffen wurden. So geht aufgrund der wirtschaftlichen Lage nicht nur die Nachfrage nach Versicherungsprodukten zurück; auch der Vertrieb leidet darunter, dass persönlicher menschlicher Kontakt als hochgefährlicher Akt eingestuft wurde. „Die nach wie vor relevanten Kontakt- und Mobilitätsbeschränkungen haben einen deutlichen Einfluss auf den Vertrieb“, so Julia Palte, Partner bei EY Innovalue. Die Managementberatung hat nun eine Studie veröffentlicht, in der sie die Auswirkungen der Krise auf die Versicherungswirtschaft untersucht hat. Hierzu wurden zwei Szenarien untersucht, wie die Krise Auswirkungen auf Bestand und Neugeschäft haben können. Daraus wurden Handlungsempfehlungen für Versicherer und Vertriebe abgeleitet. Julia Plate geht davon aus, dass ineffiziente Geschäfts- und Prozessmodelle vom Markt verschwinden könnten. „Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen, wer in der Lage ist, sich schnell umzustellen und aus Herausforderungen Chancen zu machen“, so die Studienautorin.
Schrumpfendes Kompositgeschäft
Für Komposit-Privatkundengeschäft erwartet EY Innovalue, dass der Bestand um 2 bis 3 % zurückgehen könnte. Besonders betroffen würde davon die Sparten Kfz- und Unfall sein. Gründe hierfür sind verstärkte Preisvergleiche, gesunkene Kfz-Zulassungszahlen sowie ein Nachfragerückgang bzw. Storni bei vermeintlich „verzichtbaren“ Versicherungen. Dennoch sei der generelle Wachstumstrend nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben. Noch deutlich dürfte der Rückgang im Firmenkundengeschäft ausfallen: Hier geht die Studie von einem Schwund um 4 bis 6 % aus. Das bisherige Geschäftsniveau könnte erst ab dem Jahr 2025 erreicht werden – vorausgesetzt, es gibt im nächsten Jahr keinen einschneidenden Shutdown. Die Gründe für den Rückgang im Firmenkundengeschäft sind vielfältig: So gibt es aufgrund der Krise weniger Neugründungen und mehr Insolvenzen. Zudem haben gerade Branchen wie Gastronomie und Tourismus deutliche Umsatzeinbußen zu verzeichnen, was sich wiederum auf die Prämieneinnahmen bei umsatzabhängigen Policen auswirkt. Auch zwischen den Branchen gibt es deutliche Unterschiede: So sind Luftfahrt, Automotive und Tourismus deutlich stärker von den Auswirkungen der Krise betroffen als bspw. Medizintechnik, IT oder Telekommunikation. Die EY Innovalue-Experten gehen von einem härter werdenden Markt aus, insbesondere in der Kredit- und Kautionsversicherung.
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