Veränderung als Tagesgeschäft

21.02.2019

Dr. Dieter LedererExecutive-Coach, Redner, Autor und Veränderungsexperte / Foto: © Dr. Dieter Lederer

Wer die Emotion ohne den Verstand stimuliert, lässt Chaos entstehen. Und wer beides verpasst, schafft Starre, in der nichts und niemand sich bewegt. Nur wer Kopf und Herz gleichermaßen gewinnt, bringt echten Schub auf die Straße – bei sich selbst wie bei den Mitarbeitern.

Einfach, aber wirkungsvoll: das Kohärenzgefühl

Dass sich Manager mit Erklärungen und Argumenten meistens leichter tun als mit dem Bemühen, die Gefühle der Betroffenen zu erreichen, liegt auf der Hand. Doch wie kann das gelingen? Ein genauso einfaches wie wirkungs-volles Konzept kommt aus der Medizin. Darin beschreibt die Salutogenese die Entstehung und Erhaltung von Gesundheit durch einen Zustand des Wohlbefindens und der Tatkraft, der Freude und der Sinnerfüllung – also genau das, was es als Basis für Veränderungsbereitschaft braucht. Dieser Zustand wird erreicht, wenn das sogenannte Kohärenzgefühl gegeben ist, das wiederum auf den folgenden drei einfachen Bausteinen fußt.

  • Sinnhaftigkeit: Ich sehe den Sinn hinter den Veränderungen, die auf mich zukommen, und es lohnt sich, dass ich mich dafür einsetze.
  • Verstehbarkeit: Veränderungen, die auf mich zukommen, sind im Detail nachvollziehbar und erklärbar.
  • Handhabbarkeit: Ich habe die Fähigkeiten und Ressourcen, um Veränderungen, die auf mich zukommen, zu bewältigen.

Für Veränderungsvorgänge bedeutet das, alle Aktivitäten und jede Kommunikation, die damit in Zusammenhang stehen, auf diese drei Faktoren hin abzuklopfen. Genau dann, wenn Führungskräfte ihren Mitarbeitern konkret und verständlich erklären können, was sich für sie ändert, wie es umgesetzt wird, welchen Zweck es erfüllt und welche Unterstützung sie dafür bekommen, entsteht Akzeptanz. Kommen dann noch emotional aufgeladene Zielbilder hinzu, die Leidenschaft und Vertrauen hervorrufen, steigt die Erfolgsquote beträchtlich.

Fit für den täglichen Wandel

Um den Finanzvertrieb nicht nur für das einzelne Veränderungsprogramm fit, sondern mutig genug für Veränderung als Permanentaufgabe zu machen, kommt es zusätzlich darauf an,

  • für regelmäßige Erfolgserlebnisse zu sorgen, also lieber schrittweise einführen und die Erfolge als emotionalen Anschub für das Kommende nutzen, als Menschen zu überfordern,
  • rechtzeitig loszulegen, um ohne Druck von außen selbstbestimmt und geordnet für diese Erfolgserlebnisse sorgen zu können, statt von der Digitalisierung überrannt zu werden,
  • auf die Vorgänge mit dem größten unternehmerischen Nutzen fokussieren, um sie mit hoher Aufmerksamkeit und ausreichend Ressourcen zum Erfolg zu führen, statt sich zu verzetteln.

Wer sich und seine Mitarbeiter bereit machen will für eine Zukunft, in der Schnelligkeit, Flexibilität und Wandel unverzichtbar geworden sind, muss das klassische Changemanagement hinter sich lassen und veränderungsexzellent werden. Die nächste große Transformation könnte die letzte ihrer Art sein und eine neue Ära kontinuierlichen Wandels einläuten. Wer diesen Schritt verpasst, verliert seine Zukunftsfähigkeit. Wer ihn vollzieht, gewinnt sie.

Gastbeitrag von Dr. Dieter Lederer, Executive-Coach, Redner, Autor und Veränderungsexperte